Konzert: Sinfoniker nehmen die Zuhörer auf musikalische Bergtour mit

Die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss – ein gelungener Auftakt der neuen Saison.

Krefeld. Mit großartigen Stimmungsbildern begeisterten die Niederrheinischen Sinfoniker das Krefelder Publikum. Im ersten Teil des Abends verzauberte die Sopranistin Dara Hobbs ihre Zuhörer mit "Vier letzte Lieder" von Richard Strauss. Diese Orchesterlieder stellen einen Höhepunkt im Werk des Komponisten dar - und für das erste Sinfoniekonzert der Konzertsaison war es nicht anders.

Ein lyrischer, romantischer Liedgesang, nicht in Kammerbesetzung, sondern von einem großen Orchester begleitet. Darin zeigte sich Richard Strauss als ein Meister. Er schuf diese Vertonungen von Hesse- und Eichendorff-Gedichten erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Mit ihrer kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme hatte Dara Hobbs nicht die geringste Mühe, sich gegen ein großes Orchester zu behaupten, weder in den Forte- noch Piano-Passagen. Das Publikum dankte es ihr mit starkem Applaus, so dass sie nicht an einer Zugabe vorbeikam.

Im zweiten Teil des Abends nahm das Orchester unter der Leitung von Graham Jackson die Zuhörer mit auf eine Bergtour. Die musikalische Naturkulisse bildete Richard Strauss mit seiner "Alpensinfonie".

Da brechen die Bergsteiger noch in der Nacht auf - und das dazu gehörende Tonbild bedarf keiner Erklärung. Man hört und sieht, wie sie den Sonnenaufgang erleben, wie sie in einen dunklen Wald kommen, einen Wasserfall passieren. Das Tongemälde bringt alle Nuancen, die ein Landschaftserlebnis im Hochgebirge umfassen kann- Kuhglocken inklusive.

Die besonders große Zahl an Musikern wird bei dem Klangbild eines Gewitters mit Sturm eindrucksvoll und sehr überzeugend hörbar. 90 Instrumentalisten, von der klassischen Besetzung bis hin zu einer Windmaschine, werden aufgeboten. Dann schließt sich der Bogen: Die Bergsteiger können absteigen, ein Sonnenuntergang und das Stimmungsbild der Nacht beschließen einen Tag des Glücks und des Friedens. Das Orchester fasziniert mit seiner Leistung; es startet in Hochform in die neue Saison. Endloser Applaus und laute Jubelrufe zeigen es.

Nach dem Konzert bieten die Musiker die Gelegenheit zu Gesprächen im Foyer. Es war ihr Wunsch, etwas mehr vom Publikum zu erfahren. Doch am ersten Abend sind die Krefelder noch zögerlich. Vielleicht ein Dutzend von ihnen nutzt die Chance zum zwanglosen Austausch.

Leo Niederehe (Kontrabass und Vorsitzender des Orchestervorstands) weiß von völlig unterschiedlichen Reaktionen des Publikums beim gleichen Konzert zu berichten. Bei Aufführungen, die die Musiker als "völlig gleich" empfunden haben, kann es sein, dass die Krefelder begeistert und die Mönchengladbacher dagegen sehr reserviert reagiert haben. Das heißt aber nicht, dass es auch genau entgegengesetzt in den beiden Städten sein könnte.

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