Konzert: Aufgehende Sterne lassen den Keller leuchten

Der gefeierte Saxofonist Donny McCaslin harmoniert feinfühlig mit seiner Band.

Krefeld. Die Kritiker des Jazzmagazins Downbeat haben den Tenorsaxofonisten Donny McCaslin in ihrer Umfrage 2008 zum "rising star" gekürt - in der Szene ein Ritterschlag.

McCaslin besuchte am Donnerstag mit seinem New Yorker Trio den Jazzkeller. Das erste Festkonzert zum 30. Geburtstag des Jazzklubs hatte also gleich eine Ausnahmegruppe zu bieten.

McCaslin hat bei Gary Burton gespielt und Michael Breckers Platz bei Steps Ahead eingenommen. Kontrabassist Scott Colley spielt im Trio der Legende Herbie Hancock, und der aus Mexiko stammende Drummer Antonio Sanchez trommelte schon für Pat Metheny.

Also alles Hochkaräter, die da im Keller gastierten. Ihre Musik ist nicht marktkonformes Mainstream-Gedudel, sondern repräsentiert traditionsbewusstes und dennoch modernes Musizieren.

Das Repertoire besteht fast ausschließlich aus Songs von McCaslin, intelligenten Skizzen, die Versatzstücke aus Bebop, Latin und Fusion variantenreich kombinieren. Einmal schwingt bei einem Thema auch ein bisschen Debussy mit.

McCaslin spielt ein ausdrucksstarkes Saxophon. Das liegt weniger am expressiven Stil, vielmehr an der großen Bandbreite des Sounds. Mal klingt er lyrisch-fein, nicht ohne leichten Subtone, dann reiht er wieder in langen Bögen aggressiv-scharfe Tonkaskaden aneinander. Ein Spieler, der die Vorzüge Joe Lovanos mit denen Michael Breckers vereint.

Kontrabassist Scott Colley verausgabt sich bei Soli nicht in Daumenlagen-Gezirpe. Er nutzt virtuos die ganze Länge des Basshalses, um melodisch erfindungsreich und dennoch sehr groove-orientiert spannungsgeladene Linien zu produzieren.

Antonio Sanchez schließlich ist ein Schlagzeuger, dessen Spiel fast stilbildend ist. Einerseits pulsiert er im fiebrigen Drum’n’bass, spielt dennoch perkussiv, wobei Latin-Impulse integriert werden.

Schließlich lädt er den klassischen triolischen Jazzbeat mit binären Elementen derart auf, dass beide Rhythmuswelten verschmelzen.

Das Zusammenspiel aller drei Musiker ist auf höchstem Niveau kommunikativ, sie reagieren äußerst feinfühlig aufeinander. Die Dynamik reicht von Piano-Passagen bis zu heftigen Forte-Attacken.

Viel Applaus im ausverkauften Jazzkeller für die drei außergewöhnlichen Musiker und bekennenden Obama-Fans.

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