Konzert als Familientreffen

Zu den Bayer-Symphonikern kamen auffallend viele junge Leute und Kinder. Sie erlebten einen abwechslungsreichen Abend.

Krefeld. Es ist erstaunlich, was ein Symphonie-Orchester mit nur einer Probe pro Woche auf die Beine stellen kann - mit Musikern, die nur nach Dienstschluss in ihrer Freizeit üben können. Ein Beispiel dafür gaben die Bayer-Symphoniker Krefeld-Uerdingen am Sonntag im Seidenweberhaus. Auf dem Programm des Konzerts standen Werke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Mit der "Ouvertüre zum Märchen von der schönen Melusine" von Felix Mendelssohn-Bartholdy beginnt der Abend vor einem Publikum, in dem ein erfreulicher Generationen-Mix herrscht. Auffallend viele junge Leute und Kinder sind anwesend: Man hat den Eindruck, bei einem großen Familientreffen zu sein.

Zur musikalischen Familie auf der Bühne laden die Bayer-Symphoniker immer wieder junge Solisten ein. Ihnen die Chance zu geben, sich vor einem größeren Publikum vorzustellen, ist eine wichtige Aufgabe des Orchesters. Am Sonntag übernimmt Raffaele Franchini den Solopart im Konzert für Violoncello und Orchester in e-Moll von Edward Elgar.

Doch als Nachwuchs-Solisten kann man den jungen Italiener nicht bezeichnen. Nach seinem Konzert-Diplom 1994 und Aufgaben in mehreren Orchestern ist er seit 2006 Solo-Cellist bei den Niederrheinischen Sinfonikern. Erwartungsgemäß professionell interpretiert er das Werk des englischen Spätromantikers.

Musikalische Urlaubserinnerungen packte Johannes Brahms in seine Sinfonie Nr. 2. Heitere Stimmung vom Wörthersee und tänzerische Ausgelassenheit setzte er in seinen Tonbildern um. Die D-Dur-Sinfonie bezeichnet man auch als Brahms "Pastorale".

Bei diesem Stück ist Dirigent Kenneth Duryea eindeutig der beste Interpret. An seiner Gestik, seinen Finger- und Handbewegungen und seiner Choreografie auf dem Dirigentenpodest kann man ablesen, welche Feinheiten sich Brahms für die Interpretation vorgestellt haben muss.

Am Sonntag jedoch funktioniert die Umsetzung des Öfteren nicht in der gewünschten Weise. Da kann man im ausgezeichneten Programmheft lesen: "Aufreibende Fugato-Einsätze, drohende Paukenwirbel und hartnäckige Triolen-Figuren." Wo ist beispielsweise diese ausdrucksstarke Passage geblieben? Rund geschliffen wie die Kiesel am Seeufer fehlen der Interpretation eindeutig die Ecken und Kanten. Dennoch langer, verdienter Applaus.

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