Keramik-Kunst im Atelier Feuerfest

Viele Besucher schauen sich am ersten A-Gang-Tag die Werke von Rieke Hartwig, Antje Schwittmann-Schops und Beate Kratzenstein an.

Krefeld. Der erste Tag des A-Gangs sorgt an der Inrather Straße 697a für ein volles Haus. Eine große gelbe Fahne mit der Aufschrift „Atelier Feuerfest“ signalisiert den Liebhabern von Keramik die offene Tür in die Werkstatt von Rieke Hartwig und Antje Schwittmann-Schops. Zum Atelier-Gang haben die beiden Beate Kratzenstein als dritte Keramikerin im Bunde eingeladen, auch von ihren aktuellen Arbeiten einige auszustellen. Beim Blick in die Regale in allen Ausstellungsräumen fällt die Umsetzung von Architekturformen überall auf. Da gibt es kleine Leuchthäuser, Blumenvasen, Wandreliefs oder auch Dosen, die alle davon beeinflusst scheinen.

Keramik-Kunst im Atelier Feuerfest
Foto: Dirk Jochmann

Architektur ist seit zwanzig, dreißig Jahren das große Thema für Hartwig. „Anfangs inspirierten mich Architekturfotos, und zwar Fotos, die nicht klassisch schön sind, zu den Reliefs. Seit diesem Herbst arbeite ich solche Fotos direkt in meine Reliefs ein.“ Nahtlos geht beispielsweise bei einer Ansicht von Venedig, die nicht auf einem Hochglanzprospekt zu finden sein dürfte, die angedeutete Häuserflucht im Keramikrelief in ein Foto über und verbindet beide Abbildungen und Materialien in verblüffender Harmonie. „Reihe und Rhythmus sind bei mir immer ein Thema“, das veranschaulichen ihre Reliefs eindeutig, ohne dabei Monotonie zu erzeugen.

Antje Schwittmann-Schops hat sich in ihrem Schaffen im Laufe der Zeit umorientiert: „Früher habe ich viel gedreht und dann kam das Gefühl, mal was ganz Unordentliches, Lebendiges zu machen.“ Ihre Begeisterung für die Natur kann sie dabei auch besser ausleben und umsetzen, denn jetzt sind „Viecher“ ihre neuesten Lieblingsobjekte. Es geht ihr nicht um naturalistische Abbildungen, sondern um Abstraktionen. „Ich konzentriere mich auf das Wesentliche,“ sagt sie und trotzdem lassen sich ihre tierischen Geschöpfe mühelos identifizieren.

Einen besonderen Reiz versteht sie, der obersten Schicht ihrer Wesen zu geben. „Die Oberflächen sind mir wichtig, da werden verschiedene Schichten farbigen Tonschlickers gespachtelt oder gepinselt, dann poliert und anschließend gebrannt.“ Auf diese Weise erhalten ihre Schöpfungen eine naturnahe Patina, ohne jedoch ein naturalistisches Abbild eines Tieres zu werden.

Beate Kratzenstein bezeichnet sich als „leidenschaftliche Dreherin“. Dabei lässt sie sich von Zufällen leiten, etwas zu planen ist ihr fremd. Sie dreht ihre Gefäße auf der Töpferscheibe bis zu einem gewünschten Punkt und setzt sie dann in Aufbautechnik fort. So erhalten die runden unteren Abschnitte ihrer Figuren anschließend strukturierte Streifen, d. h. auf andere Weise bearbeitete Tonbänder, die nicht mehr die Rundungen fortsetzen. So hat sie beispielsweise ein Figurenpaar geschaffen, das auf den ersten Blick wie zwei Vasen mit einem größeren Stöpsel aussieht, die durchaus an stilisierte menschliche Körper erinnern.

Beim genauen Hinschauen wird an diesem Paar auch deutlich, dass es Holz ist, das sie für die Köpfe verwendet hat. Es sind Stücke aus balinesischen Harthölzern, die vom Wasser in seine interessanten wie bizarren Formen gebracht wurden. Ihre Freude am Experimentieren mit den Techniken des Keramikhandwerks hat sie schon vor längerer Zeit zum japanischen Rakubrand geführt.

Diese Brenntechnik aus dem 16./17. Jahrhundert stellt sie dabei vor etwas ungewöhnliche Probleme: „Man braucht viel Freiraum beim Brennen, weil es stinkt!“, sagt die Künstlerin. Der Arbeitsprozess um den „geräucherten“ Ton verträgt sich nicht mit jeder Nachbarschaft. Die Gefäße erhalten dadurch einen archaischen Charakter in ihrem Material, der wiederum einen reizvollen Kontrast zu den modernen Formen und ihren glasierten Partien darstellt.

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