Kein Entkommen aus der Spirale der Gewalt

Das Kresch-Theater bietet eine gelungene Inszenierung von „Kohlhaas“

Krefeld. Ein friedlicher Mensch wird durch Zufall Opfer von Willkür und Gewalt. Sein vergebliches Streben nach Gerechtigkeit lässt ihn selbst zum Gewalttäter werden. "Wie wird einer so? " ist die zentrale Frage des Stücks "Kohlhaas", das im Kresch-Theater Premiere feierte. Der Fassung von Marco Baliani und Remo Rostagno liegt Heinrich von Kleists-Novelle "Michael Kohlhaas" zugrunde, ein Stoff, der sich auch nach zweihundert Jahren als aktuell erweist.

Der zufriedene Rosshändler Kohlhaas wird mit der brutalen Willkür des Junkers Wenzel von Tronka konfrontiert. Man nimmt ihm als Pfand zwei seiner besten Pferde ab. Als er sie wieder auslösen will, findet er die Tiere misshandelt, seinen Knecht verprügelt vor. Um zu seinem Recht zu kommen, setzt er alle Hebel in Bewegung. Die Rückgabe der Pferde, die er wieder "schön, stark und gesund" sehen will, wird zur fixen Idee.-

Die Ereignisse spitzen sich zu. Lawinenartig stürzt immer mehr Unglück auf ihn ein. Von Hass und Rache getrieben, zieht Kohlhaas mit seinen Leuten mordend durch die Lande. Das Opfer wird zum Täter, die Spirale der Gewalt entwickelt eine Eigendynamik.

Die Kresch-Fassung ist eine gelungene Umsetzung des Stoffes. Zwar wird der historische Kontext beibehalten, zugleich wird in dem Ein-Personen-Stück die Aussage deutlich herausgearbeitet. Als dynamisch sich steigernden Monolog inszeniert Helmut Wenderoth das Stück. Eine Tür und ein Stuhl sind die einzigen Requisiten, die Schauspieler Helge Fedder zu Verfügung stehen. Fast unmerklich wechselt er die Rollen, ist mal Erzähler, mal Kohlhaas oder dessen Gegner.

Besonders starke Momente hat er an den ruhigen Stellen. Wenn er den Tod der Frau beklagt oder sein schreckliches Tun reflektiert, packt er die Zuschauer am meisten. Die Struktur und Sprache des einstündigen Stücks, das als mobile Produktion für Schulen gedacht ist, erleichtern den Zugang zu einem unverzichtbaren Thema MP

Weitere Aufführungen: am 1. und 2.Februar, jeweils 10.30 Uhr und als "Kreschmobil" in den Schulen.

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