Jochen Butz: Scharfes Auge, spitze Zunge, gutes Herz

Der Kabarettist steht seit 20 Jahren auf der Bühne. Das Kreative haben ihm die Eltern in die Wiege gelegt.

Krefeld. Eddy passt bequem in eine Streichholzschachtel: Dank seiner Größe kann der kleine Teddy die tollsten Abenteuer erleben. Geschichten von Eddy hat Jochen Butz einst seinen Kindern erzählt, abends am Bett nach der Arbeit. Aber das ist lange her, inzwischen erzählt der Krefelder Kabarettist seiner Enkelin von Eddy.

Aus den Geschichten sind seine Kinder inzwischen herausgewachsen, nicht aber aus der Familie: Im Hause Butz pflegt man ein herzliches Miteinander. Und das scheint ein Spiegel der Vergangenheit zu sein, denn Jochen Butz kennt es aus seiner Jugend.

Er kam 1944 in Stuttgart zur Welt; sein Vater leitete dort das Rundfunkorchester. Feine Tanz- und Unterhaltungsmusik, als rundherum alles in die Brüche ging. Die Mutter war Konzertpianistin, liebte die Klassik. Auch der Vater wollte sich gern mehr mit ernster Muse befassen und strebte nach Veränderung: Er wurde Erster Konzertmeister in Krefeld.

Den drei Söhnen wollten die Eltern die Liebe zur Musik weitergeben, allein Jochen Butz hatte irgendwann keine Lust mehr auf Klavier. Er ergriff einen soliden Beruf: Als Diplom-Kaufmann verfasst er wirtschaftliche Gutachten für den Städtebau oder Energiekonzerne - seit einigen Monaten ist auch Sohn Stefan im Geschäft: "Jetzt kann ich den Staffelstab langsam übergeben."

Doch das Kreative hat Jochen Butz nie losgelassen. Und als seine Kinder Teenager waren, entstand die Idee, ein Kabarett zu gründen - die Krähen. Bei Herbst Pitt fand vor 24 Jahren die erste Premiere vor 100 Zuschauern statt. Ein großer Erfolg, obwohl oder gerade weil die Generalprobe ein Reinfall war.

Die Krähen ließen sich jedoch nicht irritieren - und sammelten in 24 Jahren den stolzen Betrag von 300 000 Euro für den guten Zweck. Mit der Krefelder Krähe fördern sie auch den Nachwuchs. "Der Preis hat einen guten Ruf", sagt Butz und ist stolz auf die Ehrenpreisträger Dieter Hildebrandt und Konrad Beikircher.

Butz ist ein großer Verehrer von Loriot. Er schätzt das große Kabarett: politisch, literarisch, sprachlich auf hohem Niveau. Die Grenzen zur Comedy seien fließend: "Comedy ist, wenn ich nicht nachdenken muss." Aber das ist eigentlich sein einziger spitzer Satz. Sticheleien spart er sich für die Bühne auf. Butz ist ein scharfer Beobachter, aber niemals abwertend oder bösartig.

Aus der Fülle von Ideen sind auch Paul und Billa entstanden, das niederrheinische Ehepaar mit ganz eigenem Blick auf die Welt. "Mein Vater hat Freude an den Eigenheiten der Menschen", erzählt seine Tochter Eva, die ihn bei Auftritten am Flügel begleitet. Auch Sohn Christoph ist inzwischen begeistertes Nachwuchsmitglied bei den Krähen.

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