Jazzkeller: Im Labyrinth der quäkend scharfen Töne

Das Steve Lehman Trio aus New York begeistert rund 80 Hartgesottene.

Krefeld. New York, New York. Es ist das alte Lied. Kommt der Jazzmusiker aus dem Big Apple, gilt die Herkunft gleich als Talentbeweis. Dieses Vorurteil hält manchmal einer Überprüfung sogar stand, manchmal auch in den Fällen, in denen der Prophet in der eigenen Stadt nichts gilt. Altsaxophonist Steve Lehman, der in New Yorker Klubs auch schon vor 15 Leuten gespielt haben soll, lockte jetzt auf Einladung des Jazzklubs an die 80 Fans in den Jazzkeller. Denen gefiel Lehmans Hardcore-Bop.

Saxophon-Trios ohne Harmonie-Instrument, also sonst nur mit Bass und Schlagzeug besetzt, produzieren meist harte Kost. Auch diesem Vorurteil entsprach Lehman, aber anders als erwartet. Mit Kontrabassist Matt Brewer und Schlagzeuger Damion Reid verirrt er sich nicht in der Grenzenlosigkeit des Free Jazz, sondern verwirrt die Zuhörer durch komplexe Formen.

Das Labyrinthische kommt mal durch verquere Metren zustande. Über einen 11/8-Takt etwa fetzt Lehman ein Solo so locker hinweg, als wäre es ein schnöder 4/4. Dann verschleiern Brewer und Reid aber auch gerne in „normalen“ Metren so sehr die schweren Taktzeiten, dass man sich nur noch dem Fluss des Rhythmus hingeben kann.

Ein quäkend-scharfer Ton, nah an der Tradition des Bebop, und ein intelligenter Umgang mit Pausen zeichnen Lehmans Spiel aus. Brewer und Reid dagegen entfachen ein Dauerfeuer.

Mit im Jazz eher ungewöhnlich dichtem Unisono-Spiel von Bassdrum und Bass agierten die beiden aber zu schwer, mehr Leichtfüßigkeit hätte Abwechslung ins Spiel bringen können. Überhaupt spielte das Trio zu lange auf einem zwar immens hohen, aber eben kaum variierten Energie-Niveau. kMs

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