Jazz: Brönner — ein Publikumsmagnet

Mit Duopartner Dieter Ilg begeisterte der Trompeter 660 Zuhörer in der Friedenskirche.

Jazz: Brönner — ein Publikumsmagnet
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Deutschlands erfolgreichster Jazzmusiker, das ist er laut Eigenwerbung. Was immer das bedeuten mag, für die Kassen der Veranstalter bedeutet das, sie werden voll. Nicht ausverkauft war jetzt zwar die Friedenskirche, als dort der gebürtige Viersener Till Brönner mit dem Kontrabassisten Dieter Ilg im Duo gastierte, aber immerhin 660 Zuschauer wollten das Jazz-Erfolgsmodell bewundern.

Brönners Erfolg — sieht man von seiner zeitweiligen TV-Präsenz als Casting-Show-Juror ab — liegt darin begründet, dass er das Seichte nicht scheut: Streicherschmelz, Popthemen, Improvisationen, die sich eher in Eleganz üben, als das Risiko zu suchen. Wie klingt Brönner denn, wenn er auf Harmonie-Instrumente und ein den Beat markierendes Schlagzeug verzichtet? Das können sich Puristen fragen.

Nun, er klingt immer noch nach Brönner — und musikalisch ist der Verzicht ein Gewinn. Brönners Spiel auf Trompete und noch mehr auf dem wärmer klingenden Flügelhorn ist technisch makellos. Warum er im Duo nicht auch noch auf eine ganze Batterie von elektronischen Verfremdungsgeräten wie Echo, Hamonizer und so weiter verzichtet, erschließt sich nicht so ganz.

Sparen kann sich derlei Kontrabassist Dieter Ilg. Mit ihm muss Brönner auch nicht restlos den Harmonien entsagen. Denn Ilg streut immer wieder Akkorde in sein Spiel ein. Die Selbstverständlichkeit, mit der er dies auf seinem dafür nicht gerade geeigneten Instrument tut, auch seine faszinierende Flageoletttechnik und seine Geläufigkeit sind erstaunlich.

Im Repertoire freut sich der Jazzfan über eine freie Improvisation der beiden Ausnahmemusiker gleich im zweiten Stück. Auch Charly Parkers „Au Privave“, Ornette Colemans „The Fifth of Beethoven“ und die Ballade „Body and Soul“, bei der Brönner sein lyrisches Talent auf dem Flügelhorn stilsicher unter Beweis stellt, gefallen, ohne gefällig zu sein.

Brönners Eigenkompositionen „Will of Nature“ und „A Distant Episode“ verlieren in der Duo-Version fast etwas von ihrem Mainstream-Charakter. Ein Volkslied-Arrangement von Ilg passt ebenfalls in den Rahmen, und Bachs „Air“ als etwas süßliche Zugabe kann man akzeptieren. Nur der Beatles-Klassiker „Eleanor Rigby“ hätte ein balladeskeres Tempo und weniger Sound-Effekte vertragen können. Am Konzertende gab es viel Applaus in der Friedenskirche.

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