Holz auf dem Weg zur Zerstörung

Claudia Reich, Barbara Schmitz-Becker und Martin Lersch zeigen Arbeiten in der Kufa.

Krefeld. Holz ist ein faszinierendes Material: fest, stabil und widerspenstig, dennoch leicht zu verändern und umzuformen. Die völlige Zerstörung jedoch ist schwer - am Ende bleibt immer etwas übrig: Späne, Splitter, zumindest Asche.

Claudia Reich und Barbara Schmitz-Becker, die ab morgen gemeinsam mit Martin Lersch in der Kulturfabrik ausstellen, rücken dem Material mit roher Gewalt zu Leibe. Wie bedacht und behutsam sie dennoch vorgehen, zeigen die feinen Details und Nuancen in ihren Arbeiten.

Reich bemalt Holzplatten mit schwarzer Acrylfarbe und schlägt dann mit einem Beitel tiefe Kerben hinein: Auf den Körpern und Gesichtern, die sie darstellt, wirken die Kratzer wie Spuren von Glück oder Leid, die das Leben hinterlassen hat. "Ich arbeite mit schnellen, spontanen Schlägen", erklärt Reich. "Ich mag es, dass der Zufall eine Rolle spielt."

Entsprechend frei ist der Betrachter. Die Bilder erzählen ihm Geschichten, wie es auch die Gesichter von Menschen vermögen, wenn man sie nur lang genug anschaut. Besonders eindringlich ist die Beziehung zweier großformatiger Bilder von zwei Frauen, die sich über den großen Raum hinweg anschauen: "Ich bin nicht allein" heißen beide Arbeiten.

Thematisch ganz anders, doch ähnlich in der rigorosen Veränderung des Rohstoffs sind die Werke von Schmitz-Becker. Im offenen Feuer oder mit einem Gasbrenner verkokelt sie Holzstücke und bemalt sie mit grüner Farbe, die sie teilweise wieder wegkratzt. "Was fertig ist, schütze ich mit Glasur", erklärt sie.

Bewusst bewegt sie sich an der Grenze zur Zerstörung: Mal reduziert sie das Holz zu völliger Schwärze, mal belässt sie seine lebendige Struktur. Eine Boden-Installation, die wie ein riesiges Käsekästchen-Spiel wirkt, offenbart all diese Facetten. Auch das großformatige Bild "Planet" ist in seiner Struktur faszinierend wie ein Blick in den Weltraum.

Aus dem Rahmen fallen die Banner, die Lersch auf Vlies gemalt hat. "Fahnenträger, Meinungsträger" hat er die zitierfreudige Serie genannt, die Historie und Ideologie, Erotik und Religion zu einer ironischen Debattenwand zusammenführt. Doch Farbe und Ideenreichtum verblassen an dieser Stelle - die archaische Kraft des Holzes ist stärker.

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