Henrike Hahn: Mit Herz und südlichem Temperament

Nach dem starken Einstand in „Verbrennungen“ hat die junge Schauspielerin „Black Rider“ im Visier.

Henrike Hahn: Mit Herz und südlichem Temperament
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wer Henrike Hahn in der Seniorenheim-Komödie „Ewig jung“ erlebt hat, ist einigermaßen erstaunt. In dem Stück spielt die junge Schauspielerin eine unangenehme Pflegerin, die alte Leutchen malträtiert. „Da bin ich der Buhmann des Abends — eine Figur zum Hassen“, sagt sie — und zeigt ein nettes Lachen.

Henrike Hahn kommt hanseatisch pünktlich und lässt sich gerne zum Konditern überreden. Die typische Grillagetorte bedeutet für sie eine Premiere und steht ab sofort mit auf der Liste der Lieblingsleckereien.

Die Schauspielerin, Jahrgang 1986, wurde in Hamburg geboren, sie ist die Erste in ihrer Familie mit künstlerischem Beruf. Sie wirkt sehr temperamentvoll — vielleicht ein paar Gene von ihrer spanischen Mutter. „In meiner Familie sind die Frauen alle sehr stark“, sagt Henrike Hahn.

Vom hohen Norden ging sie nach Stuttgart an die Schauspielschule. Zu ihrer dortigen Ausbildung gehörte ein abschließendes praktisches Jahr. Das hat sie in Freiburg absolviert. „Dort habe ich in ganz tollen Produktionen mitgespielt“, sagt sie und erinnert sich an die Aufführung des Stücks „Deportation Cast“. „Danach herrschte gefühlte fünf Minuten Stille.“ Diese Reaktion des Publikums hat sie in ihrer Berufswahl bestätigt. „Es war ein aufregender Start.“

Gleich danach wurde sie an den Niederrhein engagiert, gleichzeitig übrigens mit Jonathan Hutter, mit dem sie schon zusammen studiert hat. „Es ist schön, an einem neuen Ort mit einem Herzensmenschen anzufangen“, sagt sie vergnügt.

Aktuell ist sie in den Proben für „The Black Rider“, ein düsteres Musical von Robert Wilson, das am 2. Februar Premiere feiert. Sie wird das Käthchen sein und übt dafür die hohen Töne, die sich auf einer ähnlichen Scala bewegen wie die der Königin der Nacht in der „Zauberflöte“. „Jetzt komme ich schon bei den Vormittagsproben die Tonleiter hinauf“, erzählt sie. Das Theater organisiert für solche Fälle zusätzlichen Gesangsunterricht.

Das Krefelder Publikum hat Henrike Hahn schon äußerst kraftvoll im Drama „Verbrennungen“ erlebt. In der tragischen Kriegsgeschichte spielt sie Jeanne, die Tochter einer Frau (Esther Keil), die im Bürgerkrieg unsägliches Leid erlebt hat. Dieses zeitgenössische Stück hat die Zuschauer stark bewegt.

In die Produktionen „King Lear“ und „Kirschgarten“ ist sie mit zweiwöchiger Probe eingestiegen und hat die Rollen von Darstellern übernommen, die das Haus verlassen haben. Klar, dass ihr Stücke mit gemeinsamer Vorlaufzeit für das ganze Ensemble lieber sind: „Da ist mehr von mir drin.“. Mehr von ihr wird das Publikum auch in der kommenden Spielzeit erleben. Darüber wird — goldene Regel am Theater — allerdings jetzt noch nicht gesprochen.

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