Happy-End mit drei Ehen

Das Stadttheater bietet mit Lehárs „Der Graf von Luxemburg“ recht unzeitgemäße Unterhaltung.

Krefeld. Sehr Opulent. Ein großes Bühnenbild (Wolf Wanninger), das Pariser Straßenschlucht, Künstleratelier, prunkvolles Opernfoyer und Eingangshalle eines noblen Hotels sein kann und so unzählige wie prächtige Kostüme (Ruth Groß) für ein vielköpfiges Ensemble - an Material hat man nicht gespart, um im Stadttheater die Operette "Der Graf von Luxemburg" von Franz Lehár auf die Bühne zu bringen. Fast drei Stunden dauert das Werk allerdings, und da hätte man sich vielleicht doch auch noch die eine oder andere Regie-Idee gewünscht, die die biedere Dramaturgie ein wenig bricht.

Regisseur Klaus-Dieter Köhler aber lässt - wie es scheint - vom Blatt spielen und greift kaum in die Geschichte ein. "Sein oder nicht sein, muss das denn jetzt sein", fragt René von Luxemburg (Timothy Simpson) sehr früh. Nein, das muss nicht sein. Wir sind in der Operette, da sollen schließlich keine existentiellen Fragen verhandelt werden.

Zur Handlungskomik gesellt sich aber bald die unfreiwillige Komik des einfach nicht mehr Zeitgemäßen. Großfürst Basil Basilowitsch (Hayk Dèinyan) himmelt die Sängerin Angèle Didier (Debra Hays) zwar an, kann die Bürgerliche aber nicht einfach so heiraten. Lösung: Er zahlt dem mittellosen von Luxemburg eine große Summe, damit der Didier per Scheinehe in den Adelsstand erhebt.

Die beiden sehen sich bei der Trauung nicht, verlieben sich dann aber unerkannt ineinander. So geht Basils Plan nicht auf, Didier nach der Scheidung vom Grafen selbst zu heiraten. Dafür schleppt ihn dann aber am Ende die Gräfin Kokozow (Janet Bartolova) in den Ehehafen.

Die dritte Ehe zum Super-Happy-End steuert das Paar Juliette (Susanne Seefing) und Armand Brissard (Luis Lay) bei, die in einer Parallelhandlung offenbar vor allem deshalb zueinander finden, weil für Juliette vorehelicher Sex nicht infrage kommt, mag sie ihren ungestümen Malerfreund noch so sehr begehren.

Chor und Statisterie bevölkern neben den Sängern die Bühne, Choreograph Robert North hat mehrere Ballettszenen für vier Paare beigesteuert. Kenneth Duryea leitet die Niederrheinischen Sinfoniker. Die Musik ist oft schmissig und man freut sich, wenn einen die häufig vorkommenden Walzer einmal derart mitreißen, dass man von der Vorhersehbarkeit der oft auf der Stelle tretenden Handlung abgelenkt wird.

Von den Sängern entfaltet - entsprechend seiner Rolle - Dèinyan als Basil am meisten komisches Talent. Ansonsten hätte man sich gewünscht, dass die Kollegen einmal genau betrachten, wie sicher im Timing und mit wie viel Gespür für Understatement Pensionär Peter Lüthke als Gast in der Rolle des Hotelmanagers die Pointen setzt. Viel, aber nicht besonders enthusiastischer Applaus.

Ca. 170 Minuten, eine Pause. Aufführungen: 20., 23., 31. Oktober; Karten unter Telefon 02151/805125.

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