Gewagte Reise in die Tabuzone

Roland A.O. Köhler reiste mit der Bundeswehr nach Afghanistan und stellt die Bilder nun aus.

Krefeld. Der Mann geht dahin, wo es weh tut: Mit seiner Kamera besucht er todkranke Krebspatienten, fotografiert an der offenen Flugzeugtür den waghalsigen Absprung von Fallschirmjägern und nimmt als stiller Beobachter an schwierigen medizinischen Operationen teil. Seine Bilder aus Afghanistan, wo er die Bundeswehr im Einsatz begleiten durfte, sind ab 21. Februar bei Kunst und Krefeld an der Girmesgath zu sehen.

Trotz seiner extremen Themen hat Roland A.O. Köhler rein gar nichts von einem Draufgänger, er wirkt besonnen und seriös. So muss jemand sein, der immer wieder in Tabuzonen vorgelassen wird, die sonst kein Außenstehender betreten darf - schon gar nicht mit einer Kamera. "Ich bin kein Derwisch und kein Abenteurer", versichert der Fotograf. "Es geht mir nicht um den Kick, ich will persönliche Einblicke in geschützte Bereiche geben."

Köhler, der in Krefeld aufgewachsen ist und an der Werkkunstschule einige Semester studiert hat, legt Wert darauf, kein Journalist zu sein, sondern Künstler. "Ich habe meine Nische gefunden", sagt er und findet nichts dabei, seine Arbeiten einer gewissen Kontrolle zu unterwerfen. "Ich begebe mich wie ein Bergsteiger in eine Seilschaft", erklärt er. "Ich gehe einfach mit."

Dennoch liegt es ihm fern, die militärische Welt, in der er sich bewegt, zu glorifizieren: "Ich will ja kein Landser-Epos kreieren." Köhler war nie beim Militär, bezeichnet sich selbst als "Gegner von Waffengewalt und Waffenbesitz". Seine Bilder jedoch scheinen einen Nerv zu treffen: Viele hohe Tieren in der Bundeswehr kennt er persönlich und pflegt ein gutes Verhältnis: "Manche kommen sogar zur Ausstellungseröffnung." Nur ein einziges Mal hat die Bundeswehr eins seiner Fotos im Nachhinein aussortiert.

Über eine befreundete Malerin hat Köhler vor gut zehn Jahren Kontakt zum damaligen Verteidigungsminister Volker Rühe geknüpft und um Einblick gebeten. "Zwei Tage später rief die Hardthöhe an." Seitdem ist Köhler regelmäßiger Gast bei Übungen und echten Einsätzen, geht mit auf Orientierungsmärsche und steigt in Kampfhubschrauber. "Eine Restangst ist bei solchen Aktionen hilfreich", sagt er. "Aber das hält mich nicht von der Arbeit ab. Ich habe keine Berührungsängste." Sogar den eigenen Vater hat Köhler während dessen Krebs- und Demenzerkrankung mit der Kamera begleitet.

Für Bilder aus solchen Tabuzonen der Gesellschaft gibt es keinen großen Markt. "Vieles geht an private Sammler", sagt Köhler. Die Bundeswehr hat ihm noch kein einziges Bild abgekauft: "Die haben keinen Etat für Kunst."

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