Galerie Börgmann zieht am Südwall ein

Erste Schau von vier Nachwuchskünstlern gemeinsam mit Prettyland ist gestartet.

Krefeld. Für frischen Wind in der Krefelder Galerienszene will die Galerie Börgmann sorgen, die sich an ihrem neuen Standort mit einer Gruppenausstellung dem Publikum vorstellt. Seit fünf Jahren betreiben Carolin Rhein-Börgmann und Jochen Börgmann ihre Galerie für zeitgenössische Malerei.

Nach Stationen in Moers und in einem ehemaligen Bunker bei Kevelaer hat es das Galeristenpaar nach Krefeld gezogen, wo sie zukünftig im Galerienhaus am Südwall auf zwei Etagen ausstellen werden. In dem weißen Gründerzeithaus ist seit knapp zwei Jahren auch die Galerie Prettyland zu finden, die auf moderne Malerei aus China spezialisiert ist.

In freundschaftlicher Kooperation teilen sich beide Galerien das Haus und setzen auf Synergieeffekte. Das wird auch bei der Eröffnungsschau deutlich. Sie beginnt im Erdgeschoss, in einem repräsentativem Raum, der von den Galerien gemeinsam genutzt wird.

Jetzt sind hier neben einer Arbeit von Fu Hong drei Bilder von Jan Holthoff zu sehen. Er zählt zu den vier jungen Künstlern, die Börgmann unter dem Titel "Sie werden beobachten" vorstellt.

Für Holthoff, Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie, spielen in seiner Malerei organische Prozesse eine wichtige Rolle. Er bearbeitet die Leinwand mit unterschiedlichen Materialien, greift heftig ein, lässt aber manches auch durch natürliche Prozesse entstehen.

Der emotionale Gestus seiner stark verfremdeten Landschaften beeindruckt. In ihnen wird auch das klassische Thema der individuellen Anschauung von Natur spürbar.

Ein bisschen mit Landschaft haben auch die düsteren Szenerien von Roger Wardin zu tun. Der Immendorff-Schüler entführt den Betrachter in faszinierende und zugleich beängstigende Bildwelten, die meist im Dämmerlicht gehalten sind und an Filmszenen erinnern. Auch er bearbeitet die Leinwand heftig mit Öl und Acryl, lässt die Farben verlaufen, was ein spannungsvolles Gegengewicht zu den gegenständlichen Partien bildet.

Mit der deutsch-deutschen Vergangenheit, die er in einen neuen Kontext bringt, beschäftigt sich der junge Berliner Künstler Fabian Seyd. Die exakt gemalten Figuren erscheinen mit ihrer altmodischen Kleidung wie aus einer anderen Zeit. Seyd stellt sie in surreal anmutende Bildräume, die in ihren explosiven Strukturen einen heftigen Kontrast zu den Figuren bilden.

Auf den ersten Blick ganz anders wirken die exakten und detailverliebten Interieurs von Torsten Ruehle aus Berlin. Die mit Öl und Pigmentstiften ausgeführten Ansichten von Räumen erscheinen jedoch nur oberflächlich betrachtet hell und freundlich. Auch hier hat sich manch merkwürdiges Detail eingeschlichen, wie etwa seltsame Kabelverbindungen zwischen den Möbeln.

Mit dieser tiefgründigen Schau legt die Galerie Börgmann einen gelungenen Start hin und die Messlatte hoch.

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