Freie Szene wehrt sich gegen Sparpläne

Buntstift statt Rotstift

Krefeld. Wie ungewöhnlich diese Zusammenkunft ist, merkt jeder der Beteiligten sofort. Zwar kennen sich die Vertreter der freien Kulturszene vom Sehen, doch dass sie gemeinsam Dinge in Bewegung setzen, ist eher selten. „Wir kommen nur an einen Tisch, wenn wir Schiss haben“, konstatiert Pit Therre, Leiter des Theaters am Marienplatz (TAM).

Insofern hat die Politik sie zusammengeführt, indem sie mal wieder Sparpotenziale wittert, wo schon seit mindestens 15 Jahren gekürzt wird. Obwohl CDU, FDP und UWG ihre Sparpläne am Dienstag relativierten, hält die freie Szene die Zeit für reif, sich gemeinsam zu wehren: „Buntstift statt Rotstift!“ lautet die Forderung in einer Resolution, die bisher zwölf Vereine und Institutionen sowie Generalintendant Michael Grosse unterschrieben haben.

Die „peu-à-peu-Kürzungen“, heißt es darin, brächten „nicht nur finanzielle Engpässe mit sich, sondern auch schmerzliche Einschnitte ins künstlerische Programm bis zur Frage der Existenz“. Die Initiative um die Grünen-Politikerin Mechthild Staudenmeier fordert von der Politik ein Gesamtkonzept, eine Perspektive für die Akteure und ihr Publikum. „Es ist eine grundsätzliche Frage, welchen Wert man der Kultur beimisst“, sagt die Künstlerin Doris Kaiser.

Dass dieser Wert aus Sicht der Politiker durchaus variabel ist, schildert Günter Holthoff vom Jazzklub: „Die vergessen uns nie, wenn sie uns brauchen, und sie brauchen uns oft.“ Bei Festprogrammen und Marketing-Aktionen sei die Kultur gern gesehen: „Die Stadt will mit uns brillieren — und setzt uns dann auf eine Streichliste.“

Auch die sozialen Aspekte kultureller Einschnitte kommen zur Sprache. Durch niedrigen Eintritt oder Gratisangebote wie das Folklorefest wird auch Menschen mit kleinen Einkommen die Teilhabe an Kultur ermöglicht — Einnahmen lassen sich so jedoch nur bedingt erzielen. „Wir können nicht kostendeckend arbeiten“, sagt Georg Dammer vom Werkhaus. „Diese Diskussion ist ignorant.“

Kultur wird von Förderung abhängig bleiben. Wer dort weiter kürzt, so meinen die Kulturschaffenden, der nehme der Stadt „das gemeinsame Wohl und Herzblut“.

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