Fiber Art: Kunst, die fast zu Staub zerfällt

Das Deutsche Textilmuseum zeigt wunderschöne Werke aus Stoff und Papier, die meisten aus Asien.

Krefeld. Die „Bitte nicht berühren“-Schilder im Textilmuseum sind jetzt unerlässlich wie nie. Denn die filigranen Objekte, die ab Sonntag in der Ausstellung „Asia — Europe. Fiber Art“ zu sehen sind, schreien förmlich danach, sie anzufassen und ihrem Geheimnis tastend auf die Spur zu kommen. Wie Skulpturen von einem anderen Planeten wirken diese Arbeiten, fremdartig, wunderschön und zerbrechlich. Als könnten sie bei Berührung zu Staub zerfallen oder sich als Illusion entpuppen.

21 Künstler, die meisten aus Japan und Südkorea, zeigen spannende Seiten moderner „Fiber Art“ (Faserkunst). Die Belgierin Erny Piret hat die Arbeiten ausgewählt und die Schau kuratiert. Sie war bereits 2009 bei der Kaunas Art Biennial in Litauen zu sehen.

Dass sie nun nach Krefeld kommt, ist eine kleine Sensation, denn Geld nimmt die Stadt dafür nicht in die Hand. Die Künstler verschicken ihre Werke auf eigene Kosten und reisen auch zur Eröffnung privat an. „Sie nutzen das als Forum“, sagt Isa Fleischmann-Heck, die kommissarische Museumsleiterin. „Sie sind stolz, in Europa auszustellen — egal, ob in Köln, Paris oder Krefeld.“

Faszinierend sind in der Ausstellung vor allem die Papierarbeiten: die pflanzenartigen Säulen aus feinsten Reispapiersträngen, die in der gleichen Technik gedreht sind, mit der früher die Samurai ihre Haare befestigten, oder beleuchtete Ringe und Röhren aus feinstem handgemachtem Papier. Auch federleichte Arbeiten aus Samt und Seide sind zu sehen und Farbenspiele aus Filz, Leinen und Nylon. In dieser mystischen, fast esoterisch angehauchten Atmosphäre sorgt eine witzige Arbeit von Kumiko Kuroda für den ironischen Bruch. Sie lässt dutzende Mäuse aus Zeitungspapier über Boden und Wände kriechen.

Eine wundersame Vermehrung ist bereits angekündigt: Per Paketpost sind 100 weitere kleine Nager auf dem Weg nach Krefeld.

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