Erfahrungen mit Gewalt: Theater Hintenlinks sucht „Experten des Alltags“

Im Stück „Der Kick“ können Menschen von schlimmen Vorfällen berichten.

Krefeld. Die Geschichte von Marinus Schöberl ist erschütternd: „Er war 16 Jahre alt, als er durch einen ,Bordsteinkick’ zu Tode getreten wurde“, sagt Peter Gutowski, Leiter des Theaters Hintenlinks. „Vorher haben ihn drei Jugendliche stundenlang geschlagen, beschimpft und gedemütigt.“

In ihrem dokumentarischen Stück „Der Kick“ haben die Autoren Andres Veiel und Gesine Schmidt versucht, die Tat von 2002 aufzuarbeiten. Sie geben den Tätern eine Biografie und tauchen tief in deren gesellschaftliches Umfeld ein, um die Ursachen exzessiver Gewalt von Jugendlichen besser begreifen zu können.

Am 10. September soll die Inszenierung von Gutowski, die vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird, im Theater an der Ritterstraße Premiere feiern — allerdings angereichert mit Erfahrungen von Krefeldern. „Der Ausblick des Stücks ist sehr negativ“, erklärt Gutowski. „Wir wissen, dass es zum Thema Jugendgewalt keine einfachen Lösungen gibt, wollen aber trotzdem Präventionsansätze aufzeigen.“

Der Theatermacher ist deshalb auf der Suche nach sachverständigen Bürgern wie zum Beispiel Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrern oder Kriminalbeamten, die mit ihren Geschichten Bestandteil der Aufführung werden sollen. Auch Menschen, die von Gewalt betroffen waren, dürfen sich melden. „Die Menschen agieren aber nicht als Schauspieler, sondern als ,Experten des Alltags’, die von ihren Erfahrungen und ihren Lösungsideen berichten“, sagt Gutowski. „Dies kann auf zwei Arten geschehen: Entweder ist der Experte bei den Aufführungen anwesend oder er wird mit Originalton und Foto eingeblendet.“ abs

Wer mitmachen möchte, kann sich unter Telefon 27 31 8 oder per E-Mail bei Peter Gutowski melden. Das Theater Hintenlinks ist für dieses Projekt auch noch auf Spenden angewiesen.

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