Christlich-Muslimische Oratorium Eine unbekannte Sicht auf die Geburt Jesu

Das christlich-muslimische Oratorium „Er sprach. . .“ in der Friedenskirche erzählte musikalisch die Weihnachtsgeschichte, wie sie im Koran zu lesen ist. Das Publikum war begeistert.

Christlich-Muslimische Oratorium: Eine unbekannte Sicht auf die Geburt Jesu
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das christlich-muslimische Oratorium „Und er sprach . . .“ sorgt für eine gut gefüllte Friedenskirche, so dass Pfarrer Michael Windhövel in seiner Begrüßung schon ins Schwärmen gerät: „Für mich ist das fast wie Weihnachten.“

Ein spannendes Werk stand auf dem Programm: die Geburtsgeschichte Jesu, erzählt in Bibelversen und Versen der 19. Sure des Korans. Und dies noch musikalisch mit barocken Klängen von Johann Sebastian Bach und zeitgenössischen des Dirigenten und Pianisten des Abends Betin Günes. Erst am Samstag hatte das Oratorium seine Uraufführung in Leverkusen erlebt.

Ein großes Aufgebot an Musikern ist nötig, das den Chor-raum der Friedenskirche füllt. Der gemischte Chor setzt sich zusammen aus der Kantorei der Friedenskirche Krefeld und dem Dionysius-Chor (Einstudierung: Hans-Jörg Böckeler). Als Solisten wirken Jana Marie Gropp (Sopran), Ava Gesell (Mezzosopran), Lacin Modiri (Tenor) und der Bass-Bariton Günes Gürle mit. Den Orchesterpart übernimmt das Turkish Chamber Orchestra unter der Leitung von Betin Günes.

Mit flirrenden Klängen beginnt das Oratorium, dann wird es erkennbar orientalisch und gewinnt an Dramatik. Der Dirigent begleitet das Orchester auf dem Flügel. Kraftvoll setzt der Chor ein und mit seiner hervorragenden Artikulation weckt der Gesang die Vorfreude darauf, die ungewöhnliche Kombination der Texte aus Bibel und Koran auch erfassen zu können.

Die unbekannte Sichtweise auf ein vertrautes Ereignis ist spannend. Musikalisch ist das Oratorium dazu passend in die Blöcke „Bach“ und „Orient“ aufgeteilt, zwischen denen es jedes Mal ein „Musikalisches Umschalt-Intermezzo“ — so das Programmheft — gibt. Diese eigentlich gute Idee kann jedoch nicht wirken, da der Dirigent jeweils längere Pausen vor und nach seinem „Umschalten“ braucht, so dass das Ganze den Fluss verliert.

Unnötige Zäsuren stören aber auch während der zusammenhängenden Stücke, wenn der Chor beispielsweise singt „Sie sprach. . .“ und erst nach einer langen Pause der Einsatz der Solistin erfolgt.

Für das Laienorchester ist es schwer, die Erwartungen an Bachs Musik zu erfüllen. Etwas Glanz und barocke Festlichkeit bringen die Trompetenstimmen. Stimmgewaltig und sehr engagiert sorgen vor allem die Chorsänger für eine gelungene Aufführung, die ein begeistertes Publikum mit viel Applaus belohnt.

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