Kunst Eine spirituelle Ausstellung zu Ostern

In der Kirche Pax Christi werden ab Sonntag, 26. März, Werke des Künstlers Gerhard Mevissen präsentiert.

Krefeld. In der Kirche Pax Christi gibt es ab Sonntag eine neue Ausstellung. Pastoralreferent Theo Pannen freut sich, mit den Werken von Gerhard Mevissen Kunst zu Gast zu haben. „Es ist eine Begegnungs-Ausstellung mit den hier vorhandenen Werken“, so Pannen. Kunst gibt es in Pax Christi bekanntlich reichlich. Seit vielen Jahren findet man hier Werke von Joseph Beuys, Felix Droese, Klaus Rinke, Günther Uecker und vielen anderen.

Für jeden Künstler, der neu nach Pax Christi kommt, ist der Ort eine besondere Herausforderung. Zuletzt hat sich 2014 Wolfgang Vetten dieser Aufgabe gestellt und mit seinem inzwischen fest installierten Fenster in der Kapelle hat auch er dauerhafte Spuren hinterlassen. Unter dem Titel „Dir gegenüber und an die Seite geschenkt“ hat jetzt Gerhard Mevissen eine Ausstellung entwickelt, die sich den bestehenden Werken mit großer Sensibilität nähert. Dabei hat der Künstler auch immer den spirituellen Charakter des Kirchenraumes im Blick und schafft daraus ein intensives und vielseitiges Beziehungsgeflecht.

Mevissen, der zurückgezogen in der Eifel lebt, hat viel Erfahrung, mit einem bereits vorhandenen Bestand von Kunstwerken zu arbeiten. Er hat dies vor einigen Jahren im Museum Burg Linn und im Kempener Kramermuseum gemacht. Seine bevorzugte Technik ist Aquarellmalerei auf Büttenpapier, das er manchmal auch zerschneidet, um einzelne Stücke wieder zu schichten. Außerdem hat er eine große Vorliebe für alte Bücher. Was ihn daran fasziniert, ist die überzeitliche Gültigkeit. „Etwas, das vor 500 Jahren so in ein Buch gesetzt wurde, bleibt bis heute so stehen“, sagt er.

In seine jetzige Ausstellung hat er eine jüdische Schriftrolle aus dem 17. Jahrhundert integriert. Es ist eine sogenannte Pirmin-Rolle, in der das Buch Ester aufgeschrieben wurde. Die Rolle liegt in einer Vitrine, darüber befindet sich eines von Mevissens Bildern. Die runde Form, die in zarten Aquarelltönen zu erkennen ist, stellt für den Künstler einen Schutzraum, ähnlich der Arche Noah dar. Beide Werke, die Schriftrolle und das Bild stellen eine Verbindung zum Fenster von Wolfgang Vetten in der Kapelle nebenan dar. Dort wird mit den aufgeschriebenen Auszügen aus der Geschichte Noahs von einer Rettung erzählt.

Gerhard Mevissen, Künstler

Während man sich den Noah-Bezug nicht direkt erschließen kann, ist bei anderen Werken ein direkter räumlicher Dialog erkennbar. Eine besonders sensible Zone ist für Mevissen der Altarraum mit dem markanten Altartisch von Ulrich Rückriem. Die Wände direkt dahinter waren für ihn tabu und er hat sie deshalb bewusst frei gelassen. Dafür hat er ein quadratisches Bild hinter dem Altar auf den Boden gelegt und ein kleines Triptychon (dreiteiliges Gemälde) direkt auf dem Tisch platziert. Das Bild auf dem Boden soll einen Bezug in die Tiefe herstellen.

In vielen alten Kirchen befindet sich unter dem Altarraum eine Krypta (Grabgewölbe). Die kleinen Blätter auf dem Altar greifen eine Arbeit von Thomas Virnich auf, die sich ebenfalls in der Kapelle befindet. Es ist der sogenannte „Kreuzstein“. In den noch formbaren, heißen Ton wurde ein Holzkruzifix versenkt, das dann darin verglüht ist. Im Ergebnis sieht die Kreuzform wie darin eingegraben aus und zeichnet sich auch auf der Rückseite als geheimnisvoller Schatten ab.

Rechts vom Altar befindet sich mit Klaus Rinkes „Tor zur Ewigkeit“ wohl eines der markantesten Werke in der Kirche. Hier ist dem Künstler ein besonders eindringlicher Dialog gelungen. Vor das dunkle, in die Wand eingelassene Granittor hat er ein hochformatiges Bild gestellt, in dessen Zentrum nur mehr ein schmaler Streifen Malerei zu sehen ist. Die Aquarellfarben erinnern an einen menschlichen Hautton, durch den sich eine schmale, schnittartige Linie hindurch zieht. Das Bild heißt „Gethsemane“ und deutet auf die Angst hin, die Christus in der Nacht seiner Kreuzigung verspürt haben muss. Für Mevissen steht das Bild aber auch für Ängste, die Menschen heute vor schwierigen Situationen haben. „Ich versuche, menschliche Prozesse zu zeigen“, sagt der Künstler. Im Gegensatz zu dem abweisenden Tor wirkt es sehr lebendig, es führt zugleich aber auch in das Tor hinein. Das Bild wird bis Karsamstag an dieser Stelle bleiben.

Zum Osterfest wird der Künstler dieses und neun weitere Arbeiten austauschen. Die gesamte Ausstellung, die man sich bei einem Rundgang durch Kirche, Kapelle und Vorraum nach und nach erschließen sollte, reagiert auch besonders auf die Passions- und Osterzeit, die ja im Kirchenjahr die wesentlichste ist. „Ich arbeite aus der Kontemplation heraus“, sagt der Künstler. Er wünscht sich, dass die Gemeindemitglieder und die Besucher durch die Ausstellung etwas von der Osterzeit mit in ihr normales, menschliches Leben nehmen können. Gute Voraussetzungen hat er dafür in jedem Fall geschaffen.

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