Eine bezaubernde Aufführung im Klöske

Die Puppentheatertage entführten Kinder ab vier Jahren in einen Zoo, in dem ein Mensch mit einer Hyäne Freundschaft schließt.

Eine bezaubernde Aufführung im Klöske
Foto: Dirk Jochmann

Dieses Gewusel auf der Ober-straße in Uerdingen am Freitagnachmittag fällt gleich auf. Viele Mädchen und Jungen im Kindergartenalter samt Eltern und Großeltern warten vor dem Klöske, manche der Kinder gleich auf der Schwelle des historischen Gebäudes. Es gibt Platz für alle, denn die Erwachsenen haben im Vorverkauf ihre Plätze für die Vorführung des Figurentheaters Seiler aus Hannover gesichert.

Der Kirchenraum wird abgedunkelt, kurz herrscht Stille und dann erklingt eine harmonische Musik. Ein Giraffenhals ragt im Hintergrund hervor: „Lola, komm runter! Frühstück!“, ruft Gerhard Seiler, der im Zoo gerade fegt. Fast alle Käfige sind gefüllt, doch einer ist leer.

Wolfdietrich Schnurre, Autor des Buchs

Nach lustigen Gesprächen mit einem vorwitzigen Papageien, einem Affen und dem Wecken des Löwen erzählt Seiler die Geschichte um den leeren Käfig. Darin lebte eine Hyäne, die wegen ihres Aussehens, ihrer triefenden Augen, ihres Gestanks nicht gerade beliebt war. Doch eines Tages kommt ein kleiner Mann mit Fotoapparat in den Zoo und er entdeckt sein Herz für dieses von vielen verschmähte Tier.

Sein Interesse wird noch größer, Neugier und Hilfsbereitschaft werden geweckt, als ihm die Hyäne verrät, sie sei eine Prinzessin. Um sie zu erlösen, müsste man sie zu Kaffee und Kuchen einladen. Da muss man das Männlein nicht zweimal bitten.

Wunderschön kreativ und liebenswürdig gestaltet Seiler die sehr menschelnde Situation, in der der kleine Mann alles für seinen Gast schön macht, selbst noch einmal unter die Dusche geht und es gerade in dieser Situation an der Haustür klingelt. Die Hyäne kommt, als alles bestens vorbereitet ist, und schließlich offenbart sie ihrem Gastgeber, dass sie gar keine verzauberte Prinzessin sei, sondern von ihrer Hyänenmutter in Afrika immer so genannt worden sei. Sie schildert ihre Geschichte, die Seiler nicht minder kreativ wie anschaulich als Schattentheater hinter der umfunktionierten Tischdecke vom Kaffeetrinken erzählt.

Der kleine Mann holt schließlich eine Flasche Wüstensand heraus, da er auch schon einmal in Afrika war und gibt der Hyäne, die ihn darum bittet, etwas davon. Daraufhin kann man ein leicht entsetztes Kind im Raum hören: „Der isst ja Sand.“ Die Lacher kommen in diesem Fall mehr von der Seite der erwachsenen Besucher. Aber es ist erstaunlich, wie lange sich die Kinder ab vier von der Aufführung in den Bann ziehen lassen und ruhig das Geschehen verfolgen, aber natürlich an den lustigen Stellen genauso mitgehen.

Seiler hat die Vorlage zu seinem Stück, das gleichnamige Buch von Wolfdietrich Schnurre (Text) und Rotraut Susanne Berner (Illustrationen), wenig verändert. Nur der Text musste schließlich für eine 45-minütige Vorstellung erweitert werden. „Die Figuren aus dem Buch habe ich 1:1 durch einen Künstler umsetzen lassen“, erklärt er. Dabei braucht er die Hyäne in zwei Formen: für die Szenen im Käfig als Handpuppe und für die Szene am Kaffeetisch als Tischtheaterfigur.

2003 hatte das Stück in seinem Ein-Mann-Theater Premiere. „Es ist eines meiner Lieblingsstücke. Ich liebe die leisen Geschichten. Dass die Kinder mitfühlen oder auch lachen, wenn es passt.“ Da fällt auch gleich ein Lob für sein Publikum im Klöske: „Ein großartiges Krefelder Publikum.“ Eine Besucherin, die ohne kleines Kind dabei ist, erzählt: „Ich bin früher viel mit meinen Sohn ins Puppentheater gegangen. Doch der ist jetzt 23 Jahre alt und so gehe ich alleine zu Aufführungen.“ Sie ist unverändert fasziniert von der Kreativität, die in solchen Vorstellungen steckt.

Rafael Jarka hat mit seinem Töchterchen und seinem Neffen die Aufführung im Klöske besucht. Die vierjährige Valentina fand das Stück schön, aber sie hat auch Gänsehaut wegen des Löwen bekommen. Es war nicht direkt die etwas größere Tierpuppe auf der Bühne, die schließlich immer in ihrem Käfig blieb, sondern die Erinnerung an ihren letzten Zoobesuch und die Begegnung mit dem lebendigen Original. Der Vater meint zum Besuch der Prinzessin im Klöske: „Ich war überrascht, ich habe anderes erwartet. Wir waren am Montag in der Fabrik Heeder.“ Für ihn war nicht klar, dass jede Vorstellung der Puppentage von einem anderen Theater gestaltet wird. Doch er ist davon sehr angetan: „Wir gehen wahrscheinlich zu jeder Aufführung.“

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