Einblicke in die russische Seele

Auf dem Programm des ersten Sinfoniekonzertes stehen Werke von Tschaikowsky, Prokofjew und Rachmaninow.

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson.

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Nach der erholsamen Sommerpause starten die Niederrheinischen Sinfoniker mit einem rein russischen Programm in die neue Saison. Die Werke zweier Komponisten, die seinerzeit auch gefeierte Virtuosen am Klavier waren, bilden das Rückgrat des Abends.

Sowohl Sergej Prokofjew als auch Sergej Rachmaninow haben ihr Glück außerhalb der kommunistischen Sowjetunion gesucht und hatten mit der Sehnsucht nach Heimat ordentlich zu kämpfen. „Die Luft der Fremde bekommt meiner Inspiration nicht, weil ich Russe bin, und das Unbekömmlichste für einen Menschen wie mich ist es, im Exil zu leben“, so Prokofjew.

Diese Worte könnten auch von Rachmaninow stammen, der in den 25 Jahren nach seiner Auswanderung nur noch sechs Werke komponierte. In diesen hat er aber die Seele der Heimat immer singen lassen.

Ob die melancholisch-bittere Walzerfantasie im zweiten Satz der „Symphonischen Tänze“ oder im dritten Satz der Alleluia-Hymnus aus der untergegangenen sakralen Welt des alten Russland, sein Herz schlug für die Heimat.

Das Werk sollte sein letztes bleiben und bildet damit auch eine Art Zusammenfassung seines musikalischen Vermächtnisses.

Während Rachmaninow den heimatlichen Boden nicht mehr betrat, kehrte Prokofjew Mitte der 1930er Jahre zurück und lebte bis an sein Lebensende unter der Diktatur Josef Stalins und starb - als Ironie des Schicksals - am selben Tag wie Stalin. Sein 2. Violinkonzert, kurz vor der Rückkehr komponiert, entstand in den verschiedensten Ländern von Spanien über Marokko bis Tunesien. So spiegelt es nach den Worten des Komponisten auch sein eigenes nomadenhaftes Konzertieren wider.

In vielen bedeutenden Konzertsälen der Welt ist auch die Solistin des Abends, Viviane Hagner, zu Hause. Ihr temperamentvoller und gleichzeitig hochsensibler Klang lässt eine sehr spannende Aufführung erwarten.

Als gern gesehenen Gastdirigent begrüßen wir Jac van Steen am Pult der Niederrheinischen Sinfoniker. Noch in der letzten Woche feierte der ehemalige Generalmusikdirektor der Dortmunder Philharmoniker einen großen Erfolg bei den BBC Prom’s in London.

Dem Eröffnungsstück des Konzerts liegt die berühmteste und traurigste Liebesgeschichte der Literatur, die von Romeo und Julia von Shakespeare, zugrunde. Wer könnte besser als Peter Iljitsch Tschaikowsky die verzehrende, nie ganz stillbare Sehnsucht nach dem Göttlichen im Gewand der irdischen Liebe in Musik gießen.

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