Peter Lüthke: Ein Publikumsliebling wird 80 Jahre alt

Peter Lüthke war von 1971 bis 2007 engagiert am Theater Krefeld Mönchengladbach. Der Tenor feiert heute Geburtstag.

Peter Lüthke: Ein Publikumsliebling wird 80 Jahre alt
Foto: Karen Lüthke

Krefeld. Wenn er zu erzählen beginnt, breitet sich über ein halbes Jahrhundert Theatergeschichte aus. Und wenn die Erinnerungen so aus ihm heraussprudeln, mag man gar nicht glauben, dass er achtzig Jahre alt ist. Heute feiert Tenor Peter Lüthke diesen besonderen Geburtstag im Kreise seiner Familie. Seit vierzig Jahren wohnt er in Fischeln, seine Frau Marianne leitet dort fast ebenso lang eine Ballettschule. Nicht nur in seinem heimatlichen Stadtteil wird der sympathische Sänger nach wie vor von Theaterbesuchern angesprochen.

Von 1971 bis 2007 war der Publikumsliebling am Theater Krefeld Mönchengladbach engagiert und trat danach noch mehrfach in Gastrollen hier auf. Zuletzt war er 2012 als Sir Jasper Tring in dem Musical „Me and my Girl“ zu sehen. Über die lange Zeit hat sich der quirlige Sänger mit dem großen komischen Talent in unzähligen Operetten und Musicals in die Herzen des Publikums gespielt.

„Tenor-Buffo“ heißt seine genaue Fachbezeichnung, die heute aber genauso verschwunden ist wie die Operetten von den Spielplänen. „Früher gab es bis zu sechs Operetten in einer Saison“, erinnert sich Lüthke an seine Krefelder Jahre. Joachim Fontheim, der ihn 1971 engagierte, war der erste von vier Intendanten, die er erlebte. Neben seinen zahllosen Einsätzen im leichten Genre der Operette erinnert sich der Sänger gerne an seine Rolle des Narren in der Oper „Lear“ von Aribert Reimann. Regie führte der damalige Intendant Eike Grams und Lüthke ist ihm für diese besondere Rolle heute noch dankbar.

Peter Lüthke kehrte nach dem Mauerbau 1961 nicht nach Thüringen zurück, sondern blieb in Münster.

Der Sänger, der zunächst eher Oper als Operette im Sinn hatte, stammt aus Mecklenburg-Vorpommern. Dort, am Theater von Parchim begann auch 1956 seine Laufbahn. Danach war er im thüringischen Rudolstadt engagiert und machte gerade einen Besuch in Münster, als 1961 die Mauer gebaut wurde. „Ich blieb einfach dort, wer weiß was sonst aus mir geworden wäre“, erzählt er. In Münster stand er später mit dem von ihm verehrten Johannes Heesters in der „Lustigen Witwe“ auf der Bühne. Von dort kam er über Pforzheim und Osnabrück nach Krefeld.

Wenn es zeitlich passte, war er trotz der festen Engagements oft auch als Gast unterwegs. Ein besonderes Erlebnis war für ihn seine Mitwirkung in der Operette „Der Zarewitsch“ 1977 in Hamburg. Dort stand er neben dem berühmten Opernsänger Giuseppe di Stefano, der die Titelrolle verkörperte, auf der Bühne. Lüthke spielte die komische Rolle des Leiblakaien und schoss, wie damals das Hamburger Abendblatt schrieb, „mit seiner kräftigen Stimme und seiner Spiellaune den Vogel ab“. An dieses Gastspiel denkt der Sänger besonders gerne zurück, auch wenn es seiner schlanken Linie damals nicht ganz zuträglich war. Lüthke rettete di Stefano immer wieder über Textunsicherheiten hinweg, und zum Dank lud ihn der Opernstar regelmäßig zum Essen ein. „Danach hatte ich ein paar Pfunde mehr drauf“, erinnert er sich und lacht. Die Gastspieltätigkeit führte ihn von Lübeck bis Luzern durch den ganzen deutschsprachigen Raum. Oft sprang er kurzfristig für erkrankte Kollegen ein.

Er selbst musste nie wegen Krankheit absagen. Bis heute hält er sich mit regelmäßigem Lauf- und Krafttraining fit und geht mit seinem Hund spazieren. Seine Lieblingsrollen waren der Frosch in der „Fledermaus“, aber auch die Komikerrollen in „Gräfin Mariza“, „Lustige Witwe“ und „Csárdásfürstin“. In dem Musical-Klassiker „My Fair Lady“ spielte er als junger Mann den Freddie und später den lustigen Müllkutscher Doolittle, den er allein in Krefeld über vierzig Mal verkörpert hat. Dass er in der aktuellen Produktion dieses Stückes nicht mehr dabei ist, bedauert er etwas, genug Energie zum Singen und Tanzen hätte er noch immer.

So ist ihm der Abschied von der Bühne zunächst schwergefallen, doch ein guter Ersatz ist inzwischen das Familienleben. Erst mit Anfang siebzig ist Lüthke Großvater geworden. Von seinen zwei Töchtern hat er insgesamt fünf Enkelkinder, vier Jungen und ein Mädchen. Diese toben bei ihm regelmäßig durchs Haus, was er sehr genießt. Zu seinem heutigen Geburtstag wird er ebenfalls von seiner Familie umgeben sein, wie genau die Feier aussehen wird, weiß er im Vorfeld nicht. Vielleicht gibt es wieder eine Überraschungsparty wie zu seinem 65. Damals stand er auf der Bühne und ging danach ahnungslos in sein Lieblingslokal, wo seine Gäste warteten.

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