Weinbrennerei Ein Blick ins Dujardin-Atelier von Sibylle Gröne

Seit zwei Jahren arbeitet die Krefelder Künstlerin in einem Atelier der Weinbrennerei Dujardin. Das wirkt sich auch auf ihre neuen Arbeiten aus.

Weinbrennerei: Ein Blick ins Dujardin-Atelier von Sibylle Gröne
Foto: A. Bischof

Krefeld. Von drei Seiten strömt Licht in den großen Raum. Ein Ort, wie geschaffen zum kreativen Arbeiten. Seit fast zwei Jahren hat die Krefelder Künstlerin Sibylle Gröne ihr Atelier bei Dujardin in Uerdingen. „Eigentlich komme ich erst jetzt so richtig an“, sagt sie. Viele Jahre hat Gröne wohnen und arbeiten unter einem Dach praktiziert. „Durch die jetzige Situation entwickeln sich auch andere Arbeiten“, findet sie. Jetzt hat sie mehr Ruhe und Platz zur Verfügung, zugleich aber auch den Kontakt zu Kollegen in den benachbarten Ateliers.

Die Gemeinschaft organisiert auch jährliche Ausstellungen, die ein großes und vielfältiges Publikum ins Haus bringen. Derzeit ist die Künstlerin an einer Ausstellung in Kanada beteiligt, wo sie als Mitglied der Künstlergruppe Tranart in Erscheinung tritt. Diese kleine, aber internationale Gruppe besteht aus nur drei Künstlern. Neben Gröne sind es der in Kanada lebende Deeter Hastenteufel und die in Berlin tätige Bernadette Schröger. Die jetzige Schau ist die zehnte Ausstellung, die die Gruppe gemeinsam organisiert hat. „Wir arbeiten sehr unterschiedlich, kennen uns aber sehr genau“, beschreibt die Krefelderin das Erfolgsrezept dieser ungewöhnlichen Konstellation.

Ihre eigene Arbeitsweise bezeichnet Gröne als sehr unterschiedlich. Transformation, die Umwandlung von Materialien ist ein Leitmotiv in ihren Arbeiten. Das Ausgangsmaterial kann dabei sehr ungewöhnlich sein. So benutzt sie auch schon mal verkohltes Tropenholz für ihre Zeichnungen, setzt Metallstücke der Witterung aus und lässt damit Abdrücke auf textilem Gewebe entstehen.

Das Beobachten und das Überprüfen dieser Prozesse sind ebenfalls wichtige Bestandteile ihrer Arbeit. Dabei zeigt die Künstlerin die Ausdauer und Präzision einer Naturwissenschaftlerin. Das Experimentieren und das Entdecken neuer Möglichkeiten nennt sie „das Salz in der Suppe“ ihrer kreativen Arbeit.

Auf dem Boden ihres Ateliers liegen Blätter einer ganz neuen Serie. Sehr helle, freundliche Farben leuchten einem entgegen. Statt Holzkohle sind hier Kreide, Pigmente und Leinöl zum Einsatz gekommen. Aus hauchdünnen Schichten entstehen transparente und ausdrucksstarke Farbkompositionen. Sie wirken luftig und leicht, aber nicht oberflächlich.

Durch die Pigmente entsteht eine Leuchtkraft, die besonders bei den Blautönen eine fast spirituelle Wirkung erzielt. Das feine Ausloten dieser Töne ist eine Herausforderung, der sich die Künstlerin gerne stellt. „Eines entsteht aus dem anderen und man kann nicht vorhersagen, wie es sich entwickelt.“

Eine andere Bildserie, die Gröne kürzlich geschaffen hat, ist von Kindheitserlebnissen in Italien inspiriert. Von der ligurischen Küste, wo sie oft die Ferien bei Verwandten verbracht hat, sind ihr sogenannte Leporellos mit bunten Postkartenansichten wieder in die Hände gefallen. Die kleinen, stark kolorierten Bilderbuchansichten hat sie vergrößert, gespiegelt und gedruckt. Entstanden sind wunderbare Panorama-Landschaften, die auf den ersten Blick wie gemalt wirken. „Arcadien“ hat die Künstlerin diese Bilder genannt, die eine gelungene Mischung aus Nostalgie und Humor sind.

Einige Motive hat sie bereits im letzten Frühjahr auf der Großen Düsseldorfer Kunstausstellung („Die Grosse“) gezeigt. Eine Einzelausstellung des Zyklus ist in Planung. Auch hier ist Transformation im Spiel und die künstlerische Aneignung des Themas ist in diesem Fall für Gröne eine ganz besondere Form der Verbindung zu diesen persönlichen Erinnerungen.

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