Die Schönheit des Farblosen

Porträts und Landschaftsaufnahmen: Bis Mitte August zeigt der Kunst-Keller Krefeld Schwarz-Weiß-Fotografien des dreiköpfigen Fototeams Camera Obscura.

Die Schönheit des Farblosen
Foto: abi

Sie steht als Metapher für die menschliche Wahrnehmung: Die Camera Obscura ist ein dunkler Raum mit einem Loch in der Wand, der für die Herstellung von Bildern verwendet wurde. Die Fotokünstler Walter Nork, Ingrid Dierdorf und Rainer Deling aus dem Kreis Viersen haben sich 2011 zusammengeschlossen, um gemeinsam als „Camera Obscura“ individuelle und themenorientierte Fotoprojekte umzusetzen. Seither haben sie ihre Arbeiten schon viele Male ausgestellt. Ihre aktuelle Retrospektive im Kunst-Keller Krefeld (KKK) sei eine erfreuliche Gelegenheit und auch besondere Herausforderung.

Rund sechs Veranstaltungen präsentiert der Kunst-Keller jährlich. Neben Lesungen und Konzerten bietet der Verein vor allem Künstlern aus der Region eine Plattform. So auch dem Viersener Fototeam „Camera Obscura“. Das Trio zeigt dort bis einschließlich 12. August die Fotoausstellung „Welt ohne Farben“.

Künstlertrio Camera Obscura

Die Geschichte der Schwarz-Weiß-Fotografie reicht weit in die Vergangenheit zurück. Die erste bekannte Fotografie von Nicéphore Niépce etwa entstand 1826. Heute hingegen sind alle mit der Digitalkamera fotografierten Bilder von sich aus schon farbig. Die Retrospektive der drei Fotografen im KKK richtet mit Hilfe der Schwarz-Weiß-Fotografie den Blick auf das Wesentliche.

Eine besondere Herausforderung für Nork, Dierdorf und Deling. Tatsächlich war nämlich nur eine der 27 gezeigten Fotografien auch im Original schwarzweiß. Der Krefelder Rainer Deling fotografierte die getrockneten Blätter vor mehr als 20 Jahren noch mit der Analogkamera. Alle anderen Bilder wurden aufwendig bearbeitet. „Wir wollten Bilder, die nachträglich bearbeitet wurden, in einer Ausstellung zeigen“, erklärt Walter Nork.

Gut ein Dreivierteljahr hat das Künstlertrio für die Planung der Ausstellung und die Auswahl der Motive gebraucht. Kurz vor Ausstellungsbeginn hatte Ingrid Dierdorf sogar noch eines ihrer Bilder ausgetauscht. Ein Treppenhausmotiv musste einer mehrfach belichteten Lilie weichen. „Ich habe mir sehr viele Gedanken über die Auswahl gemacht. Wenn man mehr Lieblingsfotografien hat als man ausstellen kann, muss man sich entscheiden“, sagt die Hobbyfotografin vom Niederrhein.

Ingrid Dierdorf, Mitglied des Künstlertrios Camera Obscura

Beim Betrachten ihrer Exponate wird schnell klar, dass Dierdorf sich auf die moderne Architektur fokussiert hat. Am liebsten fotografiere sie auf Reisen. Im KKK zeigt sie die Berliner Staatsbibliothek, die Slinky Springs to Fame Brücke in Oberhausen, das Europaparlament in Straßburg oder etwa den berühmten Oculus-Bahnhof in New York City. „In der Schwarz-Weiß-Fotografie fasziniert mich der Schatten in den Bildern.“

In den Bildern von Rainer Deling - der Krefelder fotografierte vor rund zwei Jahren das Stadtbad - holt sich die Natur den Raum wieder zurück. Außerdem zeigt er zwei Schwarz-Weiß-Porträts seiner beiden Töchter. Walter Nork porträtierte hingegen drei Zufallsbekanntschaften, die ihm in Bayern, Stuttgart und Venlo vor die Linse liefen.

Im KKK hängen nun bis zum 12. August 27 Schwarz-Weiß-Fotografien, die sich wie ein roter Faden durch die atmosphärischen Räume des Kunst-Kellers ziehen. Die kontrastreichen Exponate sind zum Teil sogar selbst gedruckt und hängen ohne Glasscheibe an den weißen Wänden des Kellers. „Uns gefällt das gedruckte Bild eben immer noch besser als das digitale“, sind sich die drei Künstler einig.

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