Burg Linn Der Erlkönig als gesungenes Hörspiel

Einen ungewöhnlichen Schubert-Abend präsentierten Lutz Görner, Nadia Singer und Edward Leach auf der Burg Linn.

Burg Linn: Der Erlkönig als gesungenes Hörspiel
Foto: Mark Mocnik

Krefeld. „Der Vater war Lehrer, die Mutter war Kindergebärerin.“ Lutz Görner lässt in seiner Moderation die Zeiten an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert lebendig werden. Da bekommt das Publikum im sehr gut besuchten Rittersaal der Burg Linn schnell einen Eindruck, wie es das Schicksal mit Franz Schubert (1797—1828) meinte.

Als zwölftes von vierzehn Kindern einer mittellosen Familie waren seine Startchancen denkbar schlecht. Doch der makellose Sopran des kleinen Franz sollte dafür sorgen, dass sein musikalisches Talent und seine Gymnasialausbildung mit einer Freistelle als kaiserlicher Sängerknabe im Stadtkonvikt gefördert wurden. Mit Zitaten aus Briefen von Zeitgenossen und anderen Quellen, wie beispielsweise einem Bettelbrief von Franz an einen etwas besser gestellten Bruder, hat Görner sein lehrreiches wie unterhaltsames Programm „Franz Schubert. Sein Leben — Seine Lieder — Seine Musik“ zusammengestellt.

Bestens ausgewählt sind die Kompositionen von Schubert — einige in der Fassung von Franz Liszt, die der Rezitation noch weitere Facetten geben. Mit Nadia Singer am Flügel gestaltet er gemeinsam den Einstieg in die Kinder- und Jugendjahre. In schönster Interpretation der romantischen Musik steigert sie die entstandene Atmosphäre. Die einfachen, liedhaften Themen der Stücke präsentiert sie mit großer Sensibilität und verleiht ihnen trotz aller Zartheit einen starken Ausdruck.

Dann betritt als Dritter im Bunde der junge lyrische Tenor Edward Leach die Bühne. Sein Vortrag des Erlkönigs zeigt ungeahnte Dimensionen. Denn er verwandelt das dramatische Lied in ein gesungenes Hörspiel. Bei den Worten des Vaters sowie des Kindes wechselt er die Klangfarbe, so dass der Altersunterschied der im Lied agierenden Personen bilderbuchmäßig klar wird.

Als dritte Variante bietet er noch die lockende und verführende Stimme des Erlkönigs. Auch bei seiner Vorstellung des Musensohns nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe taucht er in die Rolle ein und unterstreicht noch schauspielerisch seinen Gesang. Immer singt er mit einer exzellenten Artikulation, bleibt dem gebannt lauschenden Publikum keinen einzigen Konsonanten schuldig.

Im Wechsel zwischen bestens auf die Rezitation abgestimmten Klavierstücken und Liedern durchstreifen die drei Solisten Schuberts Leben. Ergreifend wird der Zwiespalt zwischen der „miserablen Wirklichkeit“ des an Syphilis erkrankten jungen Mannes und seiner künstlerischen Produktivität am Ende seines kurzen Lebens deutlich.

So kann der ausgezeichnete Abend auch nicht in einer traurigen Stimmung enden. Auch wenn Leach vor seiner Zugabe einer flinken Forelle auf deren Ende hinweist. Heiterer Abschluss des Schubert-Abends wird ein Publikumschor mit einem seiner bekanntesten Lieder: „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Für diejenigen, die die Strophen nicht kennen, halten die beiden Herren von der Bühne die Texte auf Kartons parat.

„Franz Schubert. Sein Leben — Seine Lieder — Seine Musik“ mit Lutz Görner, Nadia Singer und Edward Leach ist am 19. November in Meerbusch-Lank (Forum Wasserturm, Rheinstraße 10) und am 3. Dezember in Moers (Musikschule Martinstift, Filderstr. 125) zu erleben. Los geht es jeweils um 19.30 Uhr. lutzgoerner.de

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