Das Nuum - Im Reich der tiefen Töne

Philipp Maike hat ein neues Instrument erfunden: das Nuum. Nun braucht er Geld, um seine Vision in die Tat umzusetzen.

Krefeld. Der Name verrät schon viel über den Klang: Nuum, mit langem dunklem U und einem M, das als Vibration durch die Luft schwebt, wenn man den Buchstaben nur lang genug zwischen den Lippen festhält. So hat Philipp Maike das Instrument genannt, das er bauen möchte, eine „Tieftonmaschine“, 2,30 Meter hoch, mit zwei hölzernen Resonanzkörpern und Pedalen wie bei einem Fahrrad.

Maike ist Musiker, unter anderem bei der kultigen Krefelder Polkakombo Provinztheater, und er ist Produktdesigner. Das Nuum ist seine Diplomarbeit, in der er das Beste beider Welten zusammenführen will. „Ich hatte schon immer eine Faszination für Klänge“, sagt er. „Und es reizt mich, neue Ufer zu erkunden.“

Das kann man an der Wand seiner Wohnung in der Krefelder Innenstadt erkennen. Dort hängt ein halbes Dutzend Saiteninstrumente, die fast Gitarren sind, aber eben nur fast. Eine ist aus dem Fettspritzschutz einer Bratpfanne entstanden, eine andere aus einer alten Schublade, eine dritte stammt vom Sperrmüll. Sie klingen schräg, teils disharmonisch, wohltuend unperfekt. Sie erweitern die Möglichkeiten von Musik, und genau dieses Areal interessiert Maike.

Das Nuum, das bisher nur auf dem Papier und in seinem Kopf existiert, ist sein bislang größtes Projekt, ein „Lebensabschnittswerk“, wie er sagt. „Der Ton von einem gestrichenen Kontrabass — das ist das, wo ich hinwill“, erläutert Maike. „Aber ich möchte jeden Ton mit jedem anderen kombinieren können. Beim Kontrabass geht das immer nur so weit, wie die Hand reicht.“

Also hat er sich diese Maschine ausgedacht, deren Funktionsweise lose auf dem mittelalterlichen Instrument der Drehleier basiert. Beim Nuum streicht ein hölzernes Rad, das durch Pedalen angetrieben wird, zwei Saiten an, die unabhängig voneinander über zwei Resonanzkörper gespannt sind. Mit beiden Händen betätigt der Musiker Hebel, die die Saiten abgreifen — die Apparatur erfüllt also die Funktion der Greifhand. „Man steuert das Nuum wie einen großen Lenkdrachen“, sagt Maike.

Das klingt nicht nur anstrengend, sondern ist es auch. „Für digitale Klänge drückt man nur auf einen Knopf, aber ein Instrument zu spielen, ist Arbeit“, findet Maike. „Wenn man mit dem Nuum ein Konzert spielt, kommt man garantiert nass geschwitzt von der Bühne.“ Das liegt schon in der Größe und Höhe der Apparatur begründet: „Wenn die Saite tief klingen soll, muss sie halt extrem lang sein.“

Während solche Fakten unter Musikern noch zum Allgemeinwissen gehören, musste Maike sich für seine Diplomarbeit tief in die Welt der Keilriemen und Hebelkräfte einarbeiten. „Ich habe mich stundenlang auf den Seiten von Maschinenbaufirmen herumgetrieben und mich durch die Weltgeschichte der Möglichkeiten geklickt“, erzählt er. „Dabei gerät man automatisch in physikalische Sphären.“ Dabei hat er von Haus aus gar keinen Hang dazu: „Ich bin zwar ein Tüftler, aber eben weder Maschinenbauingenieur noch Statiker.“ Ob sein Prototyp am Ende funktioniert, muss sich zeigen: „Am Rechner sieht alles wunderbar aus, aber manche Probleme kann man nicht vorhersehen.“

Um die „Tieftonmaschine“ zu finanzieren, sammelt Maike über die Gründerseite Startnext im Internet Geld: 1500 Euro sollen bis zum 9. Januar zusammenkommen, dann könnte er zumindest loslegen, auch dank seines Arbeitgebers, des Instrumentenbauers Bassline in Hüls. „Ich will das Ding auf jeden Fall bauen“, sagt er. So richtig wahr ist das Nuum eben erst, wenn es klingt.

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