Operette Christel von der Post begeistert 400 Passanten

Zum zweiten Mal verzaubert die „Operette im Espresso-Format“ am Schwanenmarkt die Zuschauer. Diesmal „Der Vogelhändler“ to go.

Operette: Christel von der Post begeistert 400 Passanten
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Es ist Viertel vor zwei. Während Passanten mit Einkaufstüten aus den Geschäften kommen, beginnen fünf Opernsänger und vier Musiker ihre Arbeit. Der Platz am Schwanenmarktbrunnen ist voll. So voll, dass noch Stühle herangeholt werden, damit noch weitere Zuschauer sitzen können. Alle anderen bleiben einfach stehen und freuen sich auf das, was sie hier erwartet: die Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller in einer Bearbeitung von Raphael D. Thöne.

Viele sind bewusst gekommen, weil sie im Vorfeld von diesem Kulturereignis erfahren haben. So wie Silke Möller. Während die Krefelderin gespannt auf die ersten Töne wartet, gesteht sie, dass sie zwar eine Vorliebe für Operetten habe, aber nicht so oft in die Oper gehe: „Ich gehe meist eher zu besonderen Ereignissen wie Open-Air-Stücken.“ Ein besonderes Ereignis sei die „Operette im Espresso-Format“ allemal und auch der Grund, warum Möller zum Schwanenmarkt gekommen ist: „Ich finde es eine Superidee, vor allem, weil die klassische Musik so auch Leuten näher gebracht wird, die eher Berührungsängste mit dieser Musik haben.“

Dies war auch die Intention von Désirée Brodka, Organisatorin der „Operette im Espresso-Format“ und Sopranistin, als sie das „Taschenformat“, also klein, aber fein, vor drei Jahren entwickelte.

Dass diese Idee aufgegangen ist, zeigt sich auch in diesem Jahr wieder am Platz des Schwanenmarktbrunnens. Während einige Zuschauer sich schon eine halbe oder sogar Stunde vor Beginn ihre Plätze gesichert haben, kommen einige erst kurz vor Beginn des Stücks aus dem Schwanenmarkt und schauen sich zunächst verwundert um.

Mit Brodkas Begrüßungsworten — „Wir glauben, klassische Musik tut der Seele gut“ — lüftet sich das Geheimnis des Spektakels. Begeistert bleiben vielerorts Passanten stehen und lauschen der Ouvertüre, die, gespielt von Katharina Storck, erste Violine, Alvaro Navarro Diaz, zweite Violine, Dmitry Pichugin, Viola und Alexander Pichugin, Cello, bereits für Entzücken sorgt.

Es ist leise auf dem Platz, auf dem sich locker mehr als 400 verweilende Passanten und extra Angereiste, die sich zum Teil sogar Klappstühle mitgebracht haben, zusammengefunden haben und den Stimmen von Brodka, Lisa Kaltenmeier, Walther G. Rösler, James Park und Agris Hartmanis zuhören. Nach dem ersten Duett von Park und Hartmanis, dessen kraftvolle Stimme über den gesamten Platz zu hören ist, werden erste „Bravo“-Rufe laut.

Begeistert verfolgen die Krefelder die als Komödie angelegte Geschichte um die Postbotin Christel und deren Verlobten Adam, den Vogelhändler. Als es zu technischen Aussetzern kommt und Brodka kurzerhand ohne Mikrofon weiter moderiert, erntet die Sopranistin Zwischenapplaus.

In der Tat füllt Désirée Brodka die Wissenslücken zwischen den abwechslungsreichen und teilweise sehr bekannten Stücken so gut mit ihren Erläuterungen aus, dass die Zuschauer förmlich an ihren Lippen hängen und sich am Ende einig sind: Bitte im kommenden Jahr wiederkommen.

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