Bilder voller Gegensätze im Kunstverein

Qiwei Zhang zeigt 15 Werke. Sie sind zwar klar strukturiert, rufen aber trotzdem Emotionen wach.

Krefeld. Ein kleiner Junge kauert auf einer Straße. Eigentlich ist es nur eine hellrosafarbene Linie, die eine braune Bildfläche teilt. Ohne die menschliche Figur wäre es ein abstraktes Bild. Gemalt hat es Qiwei Zhang, und dieser Zusammenprall der Gegensätze spiegelt sich bereits in der Biografie des Künstlers wider.

Qiwei Zhang wurde 1979 in Shanghai geboren und kam 2001 nach Deutschland. Er studierte bei Karin Kneffel in Bremen und bei Klaus Merkel an der Kunstakademie Münster. Heute lebt und arbeitet er sowohl in Münster als auch in Shanghai.

Das Pendeln zwischen zwei Welten reduziert sich bei ihm nicht auf eine Mischung asiatischer und westlicher Einflüsse, sondern führt bei ihm zu einer sehr differenzierten Sichtweise. „Er besetzt einen dritten Raum dazwischen“, beschreibt Kurator Thomas Janzen den Standpunkt des Künstlers.

Die Schau im Kunstverein besteht aus 15 Bildern, die dies eindrucksvoll belegen. Fast in jedem Bild spielt eine menschliche Figur eine zentrale Rolle. „Leseecke“ heißt ein besonders schönes, nur 25x25 Zentimeter großes Format. Es zeigt eine lesende Frau in Rückenansicht, die von einer nicht näher definierten Dunkelheit umgeben ist. Mit einer bedrohlich wirkenden Farbwolke wird ein kleines Mädchen in „Playground“ konfrontiert, während ein Mann zwischen den Farbstreifen von „Barnett Newman’s Tempel“ fast verschwindet.

Sich selbst zeigt der Künstler gleich mehrfach als Passagier auf einem Schiff „Made in China“. Ohne plakativ Kritik zu üben, greift Zhang mit diesen Bildern eine Vielzahl von Themen auf.

Er zeigt die westlichen Einflüsse auf die asiatische Kultur ebenso wie die parallel rasant voranschreitende Entwicklung seiner Heimat, die in der westlichen Wahrnehmung bedrohliche Ausmaße annimmt. Das eingangs beschriebene Bild kann als Anspielung auf die Strenge der chinesischen Kindererziehung verstanden werden.

Gerade hier zeigt sich eine sehr emotionale Stimmung, die sich in der Malerei selbst spiegelt. Die Hell-Dunkel-Kontraste der Flächen, die Leuchtkraft der satten Ölfarben und die differenzierten figurativen Passagen weisen auf einen Künstler hin, der seine Technik großartig beherrscht.

So lassen seine scheinbar so klar strukturierten Bilder den Betrachter nicht kalt, sondern rufen Emotionen wach. „In den Bildern steckt Empathie, Kritik und Distanz“, fasst Janzen das treffend zusammen. Eine andere humorvollere Seite zeigt Qiwei Zhang mit einer Videoarbeit, die er erstmals im Kunstverein zeigt. In dem siebenminütigen Film „Gourmet“ benutzt er anstelle von Pinsel und Farben Brotstücke und Soßen. Mit dem Vermischen und Verteilen der Soßen auf einem weißen Teller zeichnet er spielerisch die Gestik seiner Malerei nach.

Geöffnet Mi. und Do. 16-19 Uhr, So 11-13 Uhr; Künstlergespräch am 14. März um 20 Uhr; bis 21. April.

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