Ballett "Casanova": Lustvolle Blicke auf eine erotische Zeit

Heute ist das gefeierte Ballett „Casanova“ erstmals in Krefeld zu sehen – ein sinnlicher Abend.

Krefeld. Robert North hat vorerst genug von bühnenreifen Todesfällen. Er ließ Bach und Tschaikowsky sterben, Casanova darf sich einfach schlafen legen, gut gestimmt und im Frieden mit sich selbst. Das Ende passt zum leichten Tonfall eines Ballettabends, für den der Chefchoreograf der Vereinigten Bühnen in Mönchengladbach gefeiert wurde. Heute um 20 Uhr ist die Krefelder Premiere.

Die größte Veränderung betrifft die Hauptrolle: Nicht Gian Luca Multari, der das Haus verlassen hat, sondern Emmerich Schmollgruber tanzt den Frauenhelden, der für North viel mehr ist als der legendäre Schwerenöter. "Philosoph, Freigeist, Abenteurer, Lebenskünstler", zählt Dramaturgin Regina Härtling Attribute auf, die sie mit Casanova verbindet.

Norths Stück beruht lose auf dessen Memoiren: "Es ist keine realistische Wiedergabe seines Lebens", erklärt der Choreograf. In 33 kurzen, meist heiteren Szenen wirft er Schlaglichter auf das Leben des weitgereisten Herzensbrechers, entführt das Publikum nach London, Paris, Konstantinopel und natürlich Venedig.

Dazu passend spielen die Sinfoniker unter Leitung von Andreas Fellner Musik des Barock. "Viele Stücke sind bekannt, andere haben die Zuschauer vermutlich noch nie gehört", sagt North.

Mit der Erotik und Freizügigkeit jener Zeit geht der Choreograf übrigens sehr offen um - allerdings betont er eher das Gefühl als den Sex: "Casanova hatte viele Frauen, aber er war nicht grausam zu ihnen. Er liebte sie."

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