Avanti Dilettanti: Camper im Karaoke-Wahn

„Avanti Dilettanti!“ vereint Celentano mit Didi Hallervorden.

Krefeld. Im Krieg und auf dem Campingplatz ist alles erlaubt. Insofern ist die Grundidee zum Liederabend "Avanti Dilettanti!" geradezu genial. Was da am Sonntag im TaZ seine Krefelder Uraufführung erlebte, spielt nämlich eigentlich an einem alkoholseligen Abend zwischen Wohnwagen und Zelten am Gardasee. Ach so, na dann, mag sich der erstaunte Zuschauer beruhigen, der nur seiner kulturellen Wochenend-Verpflichtung nachkommen wollte.

Matthias Kniesbeck und Jochen Kilian haben sich für ihre italienisch-deutsche Nummernrevue den perfekten Schutzraum gebastelt. Da der arglose Betrachter es von vornherein mit Campern im Karaoke-Wahn zu tun hat, verzeiht er im weiteren Verlauf des Abends alles: Kostüme, die bei Menschen mit Farb-Allergie zum sofortigen Tod führen, Vornamen wie Fridolin, die man nicht einmal im Schulaufsatz verwendet hätte, und Gags, die der olle Witzevernichter Fips Asmussen als zu plump ablehnen müsste.

Der gestandene Schauspieler Matthias Oelrich hingegen gibt sie hemmungslos zum Besten. Er spielt Fritz, einen Dauercamper vom Niederrhein, der im fiesen Faschings-Sakko durch den bunten Abend führt.

Das Karaoke-Prinzip "Jeder darf mal" wird bis zum bitteren Ende umgesetzt: Zeltplatz-Besitzer Francesco (Joachim Henschke) schmettert als Dean Martin für Arme "That’s amore", seine Tochter Faustina (Eva Mona Rodekirchen) verteilt in Lack und Leder "24 000 Baci", und Thorsten aus Berlin (Ronny Tomiska) geht beim unvermeidlichen "Azzuro" mal so richtig aus sich raus. Dazu ist ein Campingurlaub schließlich da.

Das Publikum, anfangs etwas unschlüssig, ob Büchner nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre, summt und klatscht sich langsam auf Betriebstemperatur. Noch besser ließe sich die Mischung aus Adriano Celentano und Didi Hallervorden allerdings ertragen, wenn Cosimo (Frederik Leberle) hinter der Campingplatz-Theke auch an die Zuschauer ausschenken würde.

Doch bekanntlich kann man auch ohne Alkohol Spaß haben, etwa bei Anja Barths grandiosem Auftritt als rassige Diva Milva ("Wer wird als Frau denn schon geboren? Man wird zur Frau doch erst gemacht.") oder bei Stefan Diekmann und Judith C. Jakobs Duett, das Herzen und Halsschlagadern gleichermaßen zum Bersten bringt. Großartig auch Adrian Linkes schmieriger Gigolo Giuseppe, der wie ein Klischee wirkt - bis einem der sehr reale Bayern-Stürmer Luca Toni in den Sinn kommt.

Wer genau hinsieht, entdeckt an jeder dieser Typen liebevolle Details und genüsslich gepflegte Marotten. Hier sind eben doch Profis am Werk. Und die haben so viel Spaß, als hätte man sie am Gardasee von der Leine gelassen.

Die Vorstellungen im TaZ sind ausverkauft. Es gibt noch Karten für Mönchengladbach: Telefon 02151/805 125. Ab Oktober ist eine Wiederaufnahme geplant.

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