Auf Wiedersehen, Herr Winzen

Bei seiner Abschieds-Show läuft Bruno Winzen noch einmal zur Höchstform auf.

Auf Wiedersehen, Herr Winzen
Foto: Dirk Jochmann

Der alte Charmeur mit dem Goldfischglas aus dem Kultabend „Ewig jung“ hat aufgehört. Nach drei Jahren frühabendlichen Late Night Talks verabschiedete sich der Schauspieler Bruno Winzen mit einer „Herr-Winzen-Abschieds-Show“. Sein „Sidekick“, der Dramaturg Martin Vöhringer, packt mit großem Bedauern seine Schallplatten ein, „aber ich verstehe, dass Herr Winzen am Ende eines Lebensabschnitts angekommen ist“.

Wegen der großen Kartennachfrage war die Show vom Seitenfoyer des Stadttheaters ins große Glasfoyer verlegt worden, offensichtlich ohne Herrn Winzen zu informieren. Der irrt zu Beginn fluchend durchs Haus auf der Suche nach seinem Publikum, das er bereits mit seinem Auftritt zu begeistern versteht. Aktionen wie diese sind es, die Monika Gronsfeld gefallen: „Die Show ist etwas Besonderes und Außergewöhnliches. Man weiß nie, was geschehen wird.“ Ihre Freundin Ulrike Zacher gibt unumwunden zu: „Ich mag einfach den Schauspieler Winzen.“

Besonders und außergewöhnlich ist auch das Thema des Abends: Sterben und Tod. „Die anarchische Figur Herr Winzen darf alles sagen und Tabus brechen. Sie hat die Narrenfreiheit des weisen, aber auch kauzigen Alten“, sagt dazu Bruno Winzen und stellt dies mit einer lustigen Erzählung von der Beerdigung seiner Frau unter Beweis, englischer Humor par excellence: makaber, skurril und lustig zugleich.

Vöhringer lässt Will Quadflieg per Schallplatte Shakespeare zitieren, und Herr Winzen zitiert Julio Iglesias und Siegfried Lenz. Im Publikumsspiel gilt es Synonyme für das Wort „sterben“ zu finden - schwarzer Humor eben.

Dazu passt sein Gast auf der Couch: der Bestatter und Trauerredner Mirko Strauch, der bereits mit zwölf Jahren eine Trauerrede für seine Oma geschrieben hat. Das persönliche Gespräch mit den Angehörigen ist ihm wichtig, „denn es macht Spaß, mit den Leuten zusammenzuarbeiten“.

Beim Thema religiös-kultureller Bestattungsmethoden berichtet Strauch von der Kanone, mit der Jonny Depp Hunter S. Thompsons Asche in den Himmel geschossen hat. Die makaberen Tabubrüche sind herzerfrischend und erheiternd. Zum Kehraus spielt der Krefelder Liedermacher Robert Kauffmann, und Winzens Hausband, die Senior Jansen Band unter der Leitung von Markus Maria Jansen, gibt im Anschluss erstmals ein komplettes Konzert.

„Die Show hat mir viel Spaß und Freude gemacht. Andererseits muss es einen selbstbestimmten Zeitpunkt zum Aufhören geben“, sagt Bruno Winzen und macht uns dennoch Hoffnung: „Die Show endet, aber die Figur bleibt erhalten. In welcher Form weiß ich noch nicht. Das muss ich mir noch ausdenken.“

Geboren wurde Bruno Winzen 1967 in Porz bei Köln. Von 1988 bis 1991 absolvierte er sein Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart.

Nach Engagements am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken, am Deutschen Theater in Berlin, am Schauspiel Köln und am Theater Freiburg ist Winzen seit der Spielzeit 2010/2011 Ensemblemitglied am Theater Krefeld/Mönchengladbach.

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