Alles ist kaputt, alle sind am Ende

Radikal und düster will Bruno Klimek das Drama „Die Troerinnen“ inszenieren.

Krefeld. Die Hoffnung stirbt zuerst: "Alles ist kaputt, alle sind am Ende. Und trotzdem geht es immer noch tiefer und tiefer und tiefer." So beschreibt Regisseur Bruno Klimek die Handlung des antiken Dramas "Die Troerinnen", das er am kommenden Freitag auf die Bühne des Stadttheaters bringt.

Schon der Anfang ist eigentlich ein Schluss: Der Trojanische Krieg ist zu Ende, die Stadt liegt in Trümmern. Der König ist tot und mit ihm alle Männer. Zurück bleiben die Frauen, die ein grausames Schicksal vor Augen haben: Als Kriegsbeute werden sie verlost, müssen den Griechen untertan sein.

"Es ist ein radikaler dramaturgischer Wurf", gibt Klimek zu. "Es wird für das Publikum anstrengend, den Abend auszuhalten." Zumal der Text von Euripides 2500 Jahre alt ist und viel Wissen voraussetzt.

Aus diesem Grund hat Klimek eine Übersetzung gesucht, die für heutige Zuschauer verständlich ist und trotzdem nah am Original bleibt. Gefunden hat er keine - und sich deshalb selbst an die Herkulesaufgabe begeben. Sechs Wochen lang hat er "Die Troerinnen" neu übersetzt. "Das ist keine Strafarbeit", sagt Klimek. "Auch wenn man manchmal nur zwei Zeilen pro Tag schafft."

Mit einem Text, der nun auch von Menschen verstanden wird, die weder Altphilologen noch Mythenforscher sind, nahmen Klimek und Dramaturgin Ulrike Brambeer die intensiven Proben auf. Anja Barth, Esther Keil, Floriane Kleinpaß, Ines Krug, Eva Mona Rodekirchen und Sven Seeburg verkörpern zwei Stunden lang menschliches Elend. Doch die eigentliche Hauptfigur ist der Chor, gebildet aus 24 per Casting ausgewählten Statisten.

Sie agieren in schwarzer Kleidung (Kostüme: Uta Winkelsen) in einer schlichten Szenerie, die Klimek selbst gestaltet hat. "Es verbietet sich geradezu, Videobilder zu zeigen oder Schauspieler in Bundeswehr-Uniformen herumlaufen zu lassen", erklärt der Regisseur sein puristisches Konzept. "Dass Unvernunft siegt und die Menschheit seit 2500 Jahren nichts dazugelernt hat, erkennt man doch jeden Morgen, wenn man die Zeitung aufschlägt."

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