Flussfahrt Kreuzfahrtschiff Calypso legt wieder vom Uerdinger Steiger ab

Der Uerdinger Steiger ist wieder in Betrieb. Die Calypso startet von dort aus regelmäßig zu Reisen auf dem Rhein.

Donnerstag legt das Kreuzfahrtschiff Calypso nach seiner sechstägigen Reise bis nach Rotterdam wieder am Uerdinger Steiger an.

Donnerstag legt das Kreuzfahrtschiff Calypso nach seiner sechstägigen Reise bis nach Rotterdam wieder am Uerdinger Steiger an.

Foto: Andreas Bischof

Uerdingen. Inge und Hubert Malcherek sind wieder zuhause. Zumindest fühlt sich das ältere Ehepaar aus Tönisvorst so, wenn es auf der Lederbank im Salon der Calypso Platz nimmt. Am Fenster ziehen gemächlich die Schiffe vorbei, im Hintergrund spannt sich die Rheinbrücke von Mündelheim über den Fluss nach Uerdingen. Die Malchereks sind Stammgäste auf dem Kreuzfahrtschiff aus den Niederlanden. „Wir sind damit schon über die Donau, den Rhein und die Mosel gefahren“, erzählt Inge Malcherek, „weil es so gemütlich ist.“

Vom Uerdinger Steiger sticht die Calypso Richtung Rotterdam ins Gewässer. Zwölf Stunden dauert die Fahrt flussabwärts, vorbei an der typisch niederrheinischen Kopfweidenlandschaft, entlang der Hafenkulisse der Hansestadt Emmerich. Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Holland. Bei Nimwegen geht’s dann vom Rhein auf die Maas und von dort bis nach Rotterdam. „Da fahren wir durch den Europort, den Seehafen, den auch die großen Containerschiffe von Übersee nutzen“, erzählt Birgit Wolff.

Seit drei Jahren organisiert die Uerdingerin gemeinsam mit ihrem Mann die Kreuzfahrten von der Rheinstadt aus. „Wir finden, der Anleger wird noch immer zu wenig genutzt und wollen ihn wieder stärker aktivieren. Die Calypso ist bisher das einzige Kreuzfahrtschiff, dass bei uns in Uerdingen anlegt“, sagt Wolff mit Bedauern. am Donnerstag kehrt das Passagierschiff von seiner sechstägigen Reise wieder zurück in Wolffs Heimathafen.

Einen Monat verbringen die Uerdinger auf der Calypso, um zusammen mit Kapitän Eelco van Velzen neue Touren auszuprobieren, bevor das Kreuzfahrtschiff ab Mitte April in die Hauptsaison startet. Der Niederländer (63) ist ein Urgestein der Flussfahrt. „Ich war mit 25 Jahren schon Kapitän“, erzählt er. Vor 15 Jahren hat er mit seiner Frau die Calypso gekauft. „Damit waren wir schon auf Flüssen in Holland, Belgien, Luxemburg und sogar bis nach Budapest unterwegs.“

Eelco van Velzen ist der Herr der Brücke. Ein Steuerrad sucht der Besucher hier vergeblich. „Das hat es auf diesem Schiff nie gegeben“, erklärt van Velzen ohne Bedauern. Warum auch? „Das Hydraulikruder ist viel schneller und exakter in der Bedienung.“

Bloß hübsch anzusehende Deko ist die Schiffsglocke an Deck, die früher bei Nebel geläutet wurde, heute aber durch Radar ersetzt wird, oder der Telegraf im Salon, Baujahr 1843, „ein Schmuckstück, das mal auf einem englischen Schiff stand“.

Hightech ist die restliche Schiffstechnik, besonders das neue Funksystem (Automatisches Identifikationssystem), das seit einem Jahr auf Schiffen Pflicht sei, wie van Velzen erklärt. Dank der gelb unterlegten Karte auf dem Bildschirm am Steuerpult hat der Kapitän den Überblick, sieht, welche Schiffe unterwegs sind, wo der Fluss eine Biegung macht. Christina, Till und Ursula sind gerade mit Geschwindigkeiten von knapp 30 Kilometern pro Stunde ziemlich flott auf dem Rhein unterwegs. Die 750 Tonnen schwere Calypso schafft mit ihren 1300 PS „so 26, 27 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit, aber nur flussabwärts“, sagt van Velzen.

Dass es darauf so gemütlich zugeht, wissen wohl auch die vornehmlich älteren Passagiere aus Krefeld und Tönisvorst, Willich und Duisburg zu schätzen, glaubt Birgit Wolff. „Die Calypso ist ein kleines Schiff und kann deshalb sehr zentral anlegen. Wer Landausflüge machen möchte, ist von dort aus schnell in der Innenstadt.“ Wichtig für viele: „Das Bett fährt mit.“ Dass die Kreuzfahrten ab Uerdingen so gut angenommen würden, hat Wolff vor drei Jahren aber selbst nicht geglaubt. „Wer einmal mitgefahren ist, kommt wieder“, sagt sie. Im Fall der Malchereks stimmt das — und zwar zum achten Mal.

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