"Gut vernetzt für Krefeld" Krefelds Klärwerk funktioniert wie ein Fluss

Die Aufbereitungsanlage in Uerdingen reinigt täglich 90 000 Kubikmeter Schmutzwasser. WZ-Leser können das Werk von innen sehen.

"Gut vernetzt für Krefeld": Krefelds Klärwerk funktioniert wie ein Fluss
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Manchmal bekommen die Mitarbeiter der Krefelder Kläranlage kuriose Anfragen: So kann es passieren, dass sich ein betagter Bürger per Telefon meldet, um sich nach seinem Gebiss zu erkundigen. Das sei ihm in die Toilette gefallen und im Rohr verschwunden. Vielleicht könne man es ja im Klärwerk wieder herausfischen? Das ist laut Katja Rädle, die für die zum SWK-Konzern gehörende Betreibergesellschaft EGK die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, leider nicht möglich.

Denn schließlich kommen täglich gewaltige Abwassermengen in der Anlage in Uerdingen an. 90 000 Kubikmeter sind es im Normalfall. Bei starkem Regen kann die Menge auf bis zu 400 000 Kubikmeter anschwellen. Zum Vergleich: Olympiaschwimmbecken fassen lediglich etwa 2 500 Kubikmeter. Da bleibt keine Zeit für die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen — Pardon: dem Gebiss im Klärbecken. Doch gefiltert wird das Abwasser natürlich schon. Genau darum geht es ja gerade auf dem riesigen Gelände an der Parkstraße. Sogenannte Feinrechen holen grobe Feststoffe aus dem Wasser, unter anderem Toilettenpapier.

Wohl kaum ein Ort hat ein so schlechtes Image wie eine Kläranlage. Dabei sind nur wenige Einrichtungen so bedeutsam für das Funktionieren einer Stadt. Das gesamte Krefelder Abwasser und der umliegenden Industrie wird am tiefsten Punkt der Kanalisation gesammelt und einem mehrstufigen und aufwendigen Prozess gereinigt. Die SWK ermöglichen nun einen Blick hinter die Kulissen. Im Rahmen ihres Aktionstags „Gut vernetzt für Krefeld“ am 23. Juni können interessierte Bürger bei laufendem Betrieb erfahren, wie aus schmutzig sauber wird (siehe Info-Kasten). Pensionierte Mitarbeiter wie Harry Müller führen die Besucher herum. Diese brauchen festes Schuhwerk und sollten nicht allzu empfindliche Nasen haben. Denn trotz aller modernen Maßnahmen zur Geruchsvermeidung bleibt ein Klärwerk eben doch ein Klärwerk.

Die Besucher sehen dann unter anderem, wie riesige Schneckenpumpen das sogenannte Rohabwasser auf etwa sieben Meter Höhe befördern. Nach der Entfernung der Grobstoffe (Stichwort „Rechen“) kommen Millionen von fleißigen Helfer zum Einsatz: Bakterien-Kolonien und andere Mikroorganismen befreien das Wasser beispielsweise von Phosphaten.

Am Ende dieses biologischen Prozesses gelangt das Wasser in eine Filteranlage, die unter anderem mit Sand arbeitet. Kleinste Schwebeteilchen werden dadurch entfernt. Nach 24 Stunden gelangt das so aufbereitete Wasser in den Rhein. „Wir machen eigentlich nichts anderes als der Fluss“, spielt EGK-Mitarbeiterin Katja Rädle auf die natürliche Reinigungskraft des Rheins an. „Nur geht unsere Reinigung deutlich schneller.“

Bleibt noch die Frage nach den drei riesigen, eiförmigen Gebilden, die die Silhouette des Geländes prägen. Dabei handelt es sich um Faultürme. In ihnen wird der sogenannte Überschussschlamm bei 37 Grad Celsius zu Biogas umgewandelt. Auch hierbei helfen wieder Bakterien. Das so gewonnene Gas und das Klärschlammgranulat werden dann in der benachbarten Müllverbrennung genutzt. Beide Anlagen bilden also eine große Einheit.

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