Ärger Krefelderin warnt: Straße könnte wegen Hohlraum absacken

Eine Hauseigentümerin fühlt sich von der Stadt Krefeld im Stich gelassen. Für die ist die Kanal- und Straßensanierung eine reine Privatsache.

Ärger: Krefelderin warnt: Straße könnte wegen Hohlraum absacken
Foto: A. Bischof

Krefeld. Unter der Fahrbahn der Buschstraße in Höhe Hausnummer 158 hat sich ein Hohlraum gebildet. So groß, dass das Vorderrad des Linienbusses 054 dort reinpassen würde, sollte die Straße absacken. Seit mehr als zwei Wochen versucht Hauseigentümerin Gülcan Özcam bei der Stadt Krefeld auf diese gefährliche Situation hinzuweisen.

Eine von ihr mit der Prüfung ihres privaten Kanals beauftragte Krefelder Fachfirma hat den Hohlraum nach einer sechsstündigen unterirdischen Kanalkamerafahrt entdeckt und bei der Stadt sofort Alarm geschlagen. Doch die ist laut eigenem Bekunden nicht zuständig. Frau Özcam müsse selber den Schaden beseitigen. Seitens des Kommunalbetriebs wolle man nun die Umsetzung regelmäßig überprüfen.

„Frau Özcam ist zweimal gestraft“, sagt die Fachfirma auf Nachfrage. Nicht nur, dass es nicht ihr Baum ist, durch dessen Wurzeln ihr Hauskanal zerstört worden ist, jetzt solle sie auch noch alleine das Aufreißen der stark befahrenen Buschstraße managen und letztendlich bezahlen. „Das ist eine historische Straße, die Bruchstelle des Kanals ist unmittelbar vor dem Zufluss in den Hauptkanal, da ist doch auch die Stadt in der Verantwortung“, sagt Gülcan Özcam.

Die sieht das anders. „Organisatorisch trägt der Eigentümer die Verantwortung für seinen Kanalhausanschluss bis zum öffentlichen Kanal inklusive des Anschlusses selber, somit auch im öffentlichen Bereich wie Gehweg oder Straße“, erklärt Pressesprecher Timo Bauermeister. In diesem Falle sei der öffentliche Kanal in der Buschstraße im Mai 2017 mittels Kameratechnik befahren und keine baulichen Schäden oder Einwüchse von Wurzeln in den öffentlichen Kanal festgestellt worden. Der sichtbare Hausanschluss lasse aber Wurzeleinwuchs in die private Leitung erkennen.

Wegen des ewigen Rückflusses von Schmutzwasser in das private Mehrfamilienhaus hatte die neue Hauseigentümerin die Fachfirma beauftragt, den Grund dafür herauszufinden. Die entdeckte eine im Durchmesser fast acht Zentimeter dicke Wurzel im Kanal und entfernte sie mit einem Fräser. Bei der anschließenden Überprüfung des Kanals mittels Videokamera wurde der zuvor von der Wurzel verdeckte Schaden am Rohr entdeckt. „Am Übergang des Hausanschlusses zum Straßenkanal liegt ein Einbruch des Kanals vor“, schreibt die Rohr- und Kanalreinigungsfirma an ihre Auftraggeberin. Dieser müsse in offener Bauweise von einem Tiefbauer beseitigt werden, es eile.

Wie schon die Fachfirma wandte sich auch Gülcan Özcam sofort an die Stadt mit der Bitte um Hilfe. Doch die sieht keinen eigenen Handlungsbedarf. Es sei keine Gefahr in Verzug, es gebe keine Indizien für einen Hohlraum. Gülcan Özcam trage die Verantwortung für die Beseitigung. Sie möge sich im Wege des Privatrechtes um eine Kostenbeteiligung des Baum-Eigentümers bemühen.

Gülcan Özcam hat jetzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet und sich bei der Podiumsdiskussion „Krefeld hautnah“ vergangene Woche an die WZ gewendet. Laut ihrer Aussage würde ihr Nachbar die Kosten für die private Kanalsanierung auch übernehmen. Man sei sich einig. Aber das Aufreißen der Fahrbahn und Arbeiten unmittelbar am Zulauf in den Hauptsammler sind in ihren Augen städtische Aufgabe. „Wegen dieser unmittelbaren Nähe und dem Hohlraum unter der Fahrbahn ist es zumindest Ermessenssache“, sagt die Fachfirma. Und wegen der zu erwartenden Straßensperrung und Bus-Umleitung wäre eine Zusammenarbeit zum Wohle aller auch sinnvoll.

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