"Krefelder Reden": Krefeld braucht mehr Bürger mit Courage

Krefeld. Courage zu beweisen, scheint in der Samt- und Seidenstadt derzeit nicht in Mode zu sein. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen und zwei Vertreter dieser für Krefeld wohl seltenen Spezies trafen sich am Donnerstagabend im Glasfoyer des Theaters bei den „Krefelder Reden“: die gebürtigen Krefelder Hilde Gumnior-Schwelm und Ingo Fremer.

Den Gesprächsabend über das Thema „Courage“ moderierte Prof. Erik Schmid von der Hochschule Niederrhein. Auf korrekt akademische Weise lieferte er in seiner kurzen Einführung Gedanken zu einer Definition des Begriffes und führte das Publikum zu der Erkenntnis „Courage beinhalte immer die Möglichkeit des Scheiterns“. Aber schließlich lerne man aus dem Scheitern.

Hilde Gumnior-Schwelm schilderte als „knappes Vorkriegskind“ Episoden aus ihrem Leben, in dem sie viel Courage beweisen musste, um aus den festgelegten Bahnen einer Bäckerstochter herauszukommen. Vieles an Sozial- und Alltagsgeschichte, die nicht nur für Krefeld Gültigkeit besitzt, kam zutage.

Als ein Vertreter der Kategorie „junger, dynamischer Unternehmer“ berichtete Ingo Fremer von seinen Erfahrungen mit Krefeld. Er lobte: „Die Lage von Krefeld ist traumhaft! Wie schnell ist man in Amsterdam und … und?“ Das Tollste an Krefeld sei die Nähe zu Düsseldorf, doch früher sei das umgekehrt gewesen.

Als die bekannten Unternehmerfamilien den Mut zu Neuem bewiesen, wofür beispielsweise noch heute die Häuser Lange und Esters stehen. „Die Stadt schreit nach Visionären, nach Leuten mit Courage“, so das Fazit des engagierten Krefelders.

Er warf den Begriff des „aggressiv lethargischen“ Krefelders in den Raum, der von allen gerne immer wieder genutzt wurde.

Mit der Behauptung „Krefeld hat eine Ich-Schwäche“ leitete Schmid die allgemeine Diskussion ein. „Es fehlt an allen Ecken und Enden die Leidenschaft“, „Wie bringt man den Bürger dazu, eine Bindung zu seiner Stadt zu entwickeln?“ — diese Fragen und Aussagen lieferten Stoff für einen angeregten Gedankenaustausch.

Doch die Schuld für die heutigen Zustände gab man nicht nur den „anderen“. Vielleicht wird es für die aggressiv lethargischen Krefelder doch noch ungemütlich und ihre Standardfrage „Was bringt das?“ bedeutet nicht mehr das Ende jedes couragierten Gedankens.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort