„Krefeld hautnah“ Krefelder leben gern in Mitte

Auftakt zu „Krefeld hautnah“: Beim Thema Lebensqualität bekommt die City eine gute Zwei. Verkehr schneidet schlecht ab.

„Krefeld hautnah“: Krefelder leben gern in Mitte
Foto: grhi

Krefeld. Startschuss für unser großes Projekt „Krefeld hautnah“. Ab sofort nehmen wir die neun Krefelder Stadtbezirke unter die Lupe. Das Besondere: Es ist die Stimme der Krefelder, die uns lenkt. Die WZ teilt einen Daten-Schatz mit den WZ-Leserinnen und -Lesern. Nämlich deren Einschätzung zu unterschiedlichsten Lebensbereichen vor der Haustüre. Über 1000 Fragebögen sind ausgewertet und die Ergebnisse überraschen. Zum Beispiel, dass die Bewohner der so oft gescholtenen City die Lebensqualität mit einer guten Zwei (Schulnotensystem) bewerten.

Wir haben die Stadtteile in den neun Bezirken einzeln abgefragt, das ermöglicht eine noch weitaus differenziertere Analyse. Und die zeigt deutlich: Es wird schneller gemotzt, als es die City verdient. Besonders die Cracauer fühlen sich wohl in ihrem Kiez. 1,9 ist auch im Vergleich zu anderen, grüneren und ruhigeren Stadtteilen, die wir Ihnen noch vorstellen werden, ein herausragender Wert. In der Stadtmitte steht immerhin noch eine 2,5, macht insgesamt ein gutes Ergebnis von 2,2. Einige Beispiele: Die Cracauer sind bezirksintern bei nahezu allen Themen zufriedener, den größten Unterschied macht das Thema Sicherheit aus. 2,3 in Cracau, fast eine ganze Schulnote schlechter in Stadtmitte. Insbesondere das subjektive Sicherheitsempfinden hat sich in den letzten Jahren gewandelt, vor allem im Bereich rund um den Bahnhof.

Hinzu kommen andere große Anlaufstellen in der Stadtmitte wie die Fußgängerzone oder die Ostwallhaltestelle. Dort ist das Publikum bunt, Obdachlose, Drogenabhängige und junge Männergruppen bestimmen zu manchen Tageszeiten das Bild. Das mag eine Erklärung sein. Signifikant verschlechtert hat sich die Kriminalitätsstatistik jedenfalls nicht. Die Polizei in Krefeld hat längst reagiert, seit Anfang des Jahres greift ein Sicherheitskonzept, das auf verstärkte Präsenz setzt.

Beim Thema Sauberkeit stimmt Cracau mit 2,5, Stadtmitte mit 3,2. So richtig glücklich sind die Anwohner also nicht und in der Tat: Es gibt ein Müllproblem, vor allem, was den Sperrmüll angeht. Er wird immer wieder wild auf die Bürgersteine gekippt. Erste Maßnahme: Der Müllkalender wird jetzt in unterschiedliche Sprachen übersetzt, in diesen Gegenden wohnen viele Krefelder mit Migrationshintergrund.

Die City ist insgesamt eine Kampfzone für die fleißige GSAK-Truppe, deren Chef Wilfried Gossen zuletzt von „Zuständigkeitsproblemen zwischen einzelnen Fachbereichen“ sprach. Etwa bei Grünflächen und Spielplätzen. Natürlich haben wir Stimmen der Befragten eingefangen. Zum Thema mangelnde Sauberkeit wird wiederholt der Friedrichsplatz genannt. Außerdem heißt es: „Die Stadtmitte ist in den letzten Monaten extrem schmutzig, sehr laut und unruhig geworden.“

Während die Infrastruktur für den öffentlichen Personennahverkehr mit dem endlich wieder geöffneten Ostwall Topnoten bekommt, genauso wie der Bereich Nahversorgung, steht’s um die Verkehrsbelastung schlecht. 3,1 in Cracau, wo die Philadephiastraße erst 2019 saniert werden soll, und 3,5 in Stadtmitte, wo sich wahre Lawinen über zu viele Schlaglochpisten schieben, sprechen eine deutliche Sprache. Krefeld hat bei der Straßensanierung erheblichen Nachholbedarf. Und ein modernes Parkleitsystem ließe ebenfalls grüßen.

Viele Wünsche bleiben offenbar beim Angebot für Kinder und Jugendliche offen. 3,1 in Cracau, 2,9 in Stadtmitte. Die Gruppe der Senioren schneidet da mit einem Durchschnittswert 2,5 deutlich besser ab. Bolzplätze wie der am Deutschen Ring oder Basketballanlagen werden gut genutzt, es gibt aber zu wenige. Eine Skateranlage wie die an der Ritterstraße täte der City gut.

Genauso wie ein optimales Netz. Den Zugang zu schnellem Internet beurteilen die Bewohner mittelprächtig, das eigentliche Thema seit Monaten ist aber das freie W-Lan. Für viele junge Leute ohne Flat unverzichtbar, für die Händler ein hausgemachtes Dauerthema, weil man sich zunächst nicht nach dem Vorbild anderer Innenstädte wie etwa Moers richten wollte, wo freies W-Lan durch den ehrenamtlichen Verein Freifunk und die DSL-Leitungen der Händler gewährleistet wird. Markus Ottersbach, Chef des Einzelhandelsverbandes, sprach zuletzt von „zwei aktuellen Möglichkeiten, für die jeweils noch ein Sponsor fehlt“. Ein Blick in den Stadtteil Fischeln könnte helfen. Dort gibt’s freies W-Lan. Dank Freifunk.

Was sagen Sie zu diesen Ergebnissen? Haben Sie weitere Tipps und Anregungen? Schreiben Sie an [email protected] oder an die WZ Krefeld, Rheinstr. 76, 47799 Krefeld. Weiter geht’s mit „Krefeld hautnah“ auf unserer Stadtteilseite 1.

Alle Beiträge über Umfragewerte, Bürgervereine und spezielle Bezirksgeschichten bündeln wir für Sie unter wz.de/krefeld-hautnah

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