Wohnen Krefelder Innenstadt: Leere Läden in Wohnraum umwandeln

Ein Krefelder Investor schlägt bei Leerstand die Umwandlung in Wohnraum vor und will so die Innenstadt beleben.

Krefeld. Die Krefelder Innenstadt hat Potenzial. Statt zunehmender Ladenleerstände bietet sie die Chance für neuen Wohnraum, urbanes Leben und Stärkung des bestehenden Einzelhandels. Das ist die feste Überzeugung von Jörg E. Weitzel von Kueppersliving. Der Immobilienentwickler und Investor hat sich bislang auf den Bau von hochwertigen Eigentumswohnungen fokussiert. Seine Firma baut derzeit die Stadtwald-Terrassen an der Wilhelmshofallee. Demnächst will er aber auch in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Museums ein neues Wohnquartier mit Mietwohnungen und Tiefgarage umsetzen. Das Junker-und-Kruse-Gutachten zur Entwicklung der Innenstadt ebenso wie die Vorstöße des Eigentümer-Interessensverein Haus & Grund und des Baudezernenten Martin Linne bestärken ihn darin.

„Wollen wir überhaupt noch eine künstliche Fußgängerzone von Nord bis Süd in Krefeld?“, hat Michael Hess, Geschäftsführer von Haus & Grund schon Anfang 2017 im Planungsausschuss provokant gefragt. Unterstützt vom Handelsverband Krefeld-Kempen-Viersen sieht er einen allgemeinen Rückgang an benötigten Handelsflächen durch den Online-Handel.

In dem Stück zwischen Neumarkt und Südwall wie auch in den Nebenstraße werde es immer schwieriger, Ladenlokale im Erdgeschoss zu vermieten. „Wir sollten deshalb darüber nachdenken, ob wir auf diesem Abschnitt die Ladenlokale zurückbauen und in Wohnraum umwandeln.“ Dazu bedürfe es eine Überarbeitung des Bauplanrechtes, ein konsequentes Fördern und Fordern von Hauseigentümern, vor allem aber eines Masterplanes für die Bereiche Handel und Wohnen.

Jörg Weitzel sieht das auch so. „Was wir tun, sprich, was wir bauen, richtet sich nach den Grundstücken.“ In der Innenstadt gäbe es bedauerlicherweise jedoch zu wenig Grundstücke im Angebot, weil nach dem Vagedes-Stadtplan die Flächen sehr eng bebaut sind und die Historie der Seidenweberei die Architektur stark bestimmt habe. Die Rede ist vom Krefelder Haus mit seinen drei bis maximal vier Fenstern. „Die Grundstücke sind zu klein; wir bräuchten acht Häuser nebeneinander, um rentabel bauen zu können“, rechnet Weitzel vor. Doch die Preisvorstellungen der Verkäufer seien meist zu hoch, auch dann, wenn die Ladenflächen im Erdgeschoss schon seit längerer Zeit leer stünden. „Lieber lassen manche Eigentümer ihre Häuser zusehends verfallen, als dass sie sie günstig verkaufen“, sagt er. Die Folgen sind in der Innenstadt an verschiedenen Stellen zu sehen.

Mindestens 3500 neue Wohnungen müssen laut Bauverwaltung bis zum Jahr 2020 in Krefeld gebaut werden, um den wachsenden Bedarf zu decken. Doch die großen Bauvorhaben wie Fischeln Südwest, Emil-Schäfer-Straße oder die ehemalige englische Kaserne an der Kempener Allee kommen nur langsam voran. Die Wohnstätte ist derzeit der größte Bauherr in Krefeld. Das allein reicht aber nicht. Deshalb sind laut Stadt auch Bauinitiativen von privaten Bauträgern wichtig, wie zum Beispiel von der GK Verwaltungs GmbH aus Waldbroel. Die baut 163 Wohnungen auf dem ehemaligen RWE-Gelände an der Prinz-Ferdinand-Straße.

„Wir haben in Krefeld keine Zeit, jahrelang darauf zu warten, dass Hauseigentümer ihre in die Jahre gekommenen und leerstehenden Wohn- und Geschäftshäuser verkaufen, nur weil sie auf bessere Renditen warten“, sagt Weitzel. Statt also Ladenlokale leer stehen zu lassen, sollte es baurechtlich möglich sein, sie in Wohnraum umzuwandeln. Damit steige der Wert der Immobilie ebenso wie die Bereitschaft des Vermieters, das Gebäude in Schuss zu halten. Weitere Vorteile: Die Innenstadt wäre auch am Abend stärker belebt und die restlichen Geschäfte profitierten von der Zunahme der Bewohner in der Innenstadt.

Dass Krefeld in der Region als „Schnäppchenmarkt“ mit einem ungewöhnlich großen Angebot an grünen, guten Wohnlagen, mit schönem Altbaubestand und großzügigen Grundrissen zu vergleichsweise günstigen Mieten und Kaufpreisen punktet, hat die Frankfurter Allgemeine vor einem Jahr in ihrem Artikel „Langsames Erwachen — Wohnen in Krefeld“ beschrieben. Darin zitierte sie mehrere Krefelder Immobilienmakler. Auch die Krefelder Häuser werden erwähnt und ihr Potenzial als attraktive Stadthäuser, nach Modernisierung und Umbau. Beispiele dafür sind zu finden auf der Blumen-, Luisen-, Corneliusstraße sowie am Albrecht- und Alexanderplatz. “ Seite 23

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