Krefelder Autohändler ist erschossen worden

Nach einer Panne bei der Obduktion muss Askin U. jetzt exhumiert werden.

Krefeld. Der Oppumer Autohändler Askin U. ist nicht erschlagen, sondern erschossen worden. Mit dieser Nachricht hat Gerd Hoppmann, Leiter der Mordkommission, gestern in einer Pressekonferenz überrascht. In einem Fluchtwagen des mutmaßlichen Mörders Fred W. waren Schusswaffen gefunden worden, von denen einer zu einer Patronenhülse passte, die in U.’s Büro an der Ennsstraße gefunden worden ist.

Damals habe man diese nicht zuordnen können, weil bei dem Opfer keine Schussverletzung festgestellt worden war. Mittlerweile ist klar: Der Täter hat sein Opfer regelrecht hingerichtet, indem er ihm in den geöffneten Mund schoss. Dass dies erst jetzt feststeht, ist auf eine Panne in der Gerichtsmedizin zurückzuführen. Deshalb soll der in der Türkei beigesetzte U. nun exhumiert werden.

W. bestreitet indes, den Autohändler getötet zu haben. Während er die ihm zur Last gelegten vier Banküberfälle in den 90er Jahren unumwunden einräumte, will er den Autohandel "Top-Cars" an der Ennsstraße lediglich für einen Niederländer ausgekundschaftet haben. Am Tattag habe er dann einen Schuss gehört und sei in das Büro gestürzt. Dort habe U. in einer Blutlache gelegen, der Täter sei nicht mehr dort gewesen.

Dann habe er das Opfer an mehreren Stellen angefasst und dabei wohl DNA-Spuren hinterlassen. Eine Geschichte, die ihm die Polizei nicht abkauft. Chefermittler Hoppmann betont: Da der Täter einen selbstgebauten Schalldämpfer benutzt hatte, könne W. keinen Schuss gehört haben. Es gebe zudem handfeste Beweise, dass der ominöse Niederländer gar nicht existiere.

Für diesen will W. auch andere Autohändler ausbaldowert haben und nannte der Polizei Adressen in Mönchengladbach, Düsseldorf und im belgischen Schilde bei Antwerpen. Dort war am 30. November 2007 ebenfalls ein Autohändler getötet worden: Steve H. (39) starb durch Schüsse in den Rücken und in die Stirn.

Ein halbes Jahr hatte sogar dessen Sohn (19) unschuldig als Tatverdächtiger in Haft gesessen. Doch die Krefelder Ermittler konnten nun nachweisen, dass die tödlichen Schüsse auf den 39-Jährigen aus einer von Wittigs Waffen abgefeuert worden waren. "Eine Pistole und ein Revolver, die er nachweislich mehrere Jahre besaß", so Hoppmann.

Doch auch die Tat in Belgien leugnet der Kraftfahrzeugmeister, der mit einem Bootszubehörhandel auf Mallorca in die Pleite gerutscht war. Merkwürdig nur: Während beim Mord an der Ennsstraße mehrere tausend Euro erbeutet worden sind, ließ der Täter in Belgien mehr als 10000 Euro in der Hosentasche des Opfers zurück. Das ist für Hoppmann nur eine von vielen Ungereimtheiten, die seine Mordkommission in nächster Zeit noch klären will. "Da sind noch viele Puzzleteile zusammenzusetzen", sagt der Chefermittler.

Mit einem Wagen von Angehörigen in Norddeutschland soll W. nach der Tat in Krefeld am 19. Mai geflüchtet sein. "Er fuhr vom Tatort mit dem Fahrrad weg und verstaute es im Auto, mit dem er dann weiterfuhr", so Hoppmann - ein roter Opel Vectra mit Kieler Kennzeichen. Was Fred W. mit dem Fahrzeug anstellte, ahnte keiner in der Familie: "Niemand wusste von seinen Straftaten und seinem Doppelleben", berichtet der Leiter der Mordkommission.

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