Kraftwerksgegner: Gas oder gar nichts

Die Pläne für das Projekt im Uerdinger Chemiepark beherrschten beim Umweltschutzverein das zurückliegende Jahr.

Krefeld. Das Klima verändert sich. Die Polkappen schmelzen, und in den vergangenen Jahrzehnten ist die Durchschnittstemperatur weltweit gestiegen. Organisationen wie der Niederrheinische Umweltschutzverein, der seit 1978 besteht, versuchen auf lokaler Ebene gegen die Veränderungen des Klimas anzukämpfen. „Jeder Einzelne kann etwas tun. Viele denken, dass lokale Organisationen und Gruppen nichts bringen. Doch das, was diese Vereine erreichen, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt der erste Vorsitzende Ulrich Grubert.

Im vergangenen Jahr hat der Verein insbesondere gegen den Bau eines Kohlekraftwerks am Chemiestandort Uerdingen angekämpft. Seit 2007 versuchen die Mitglieder, das Projekt zu verhindern und setzen sich vor allem für den Bau eines Gaskraftwerks ein. Aus diesem Grund gehörte das Kohlekraftwerk zu den wichtigsten Themen auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Organisation am Donnerstagabend. „Kohle hat einen Energienutzungsgrad von nur 60 Prozent. Bei Gas werden immerhin 90 Prozent auch wirklich genutzt“, erklärt Ulrich Grubert mit Blick auf die Effektivität eines geplanten Kraftwerks.

Dies sei nur einer von vielen Gründen, weshalb man gegen den Bau des Kohlekraftwerks ankämpfen müsse. Hinzu komme, dass durch das Kohlekraftwerk zusätzlicher Feinstaub in die Atmosphäre gelange. „Krefeld hat ohnehin schon Probleme mit der Feinstaubbelastung in der Luft. Erlaubt sind 50 Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft am Tag. Eine Stadt darf im Jahr höchstens an 35 Tagen diese Grenze überschreiten. Krefeld kommt im Jahr 2010 auf 31 Tage“, fügt Ulrich Grubert hinzu.

Insgesamt findet der Niederrheinische Umweltschutzverein 499 Argumente gegen den Bau des Kohlekraftwerks. Unterstützt wird die Gruppe von vielen anderen Umweltschutzvereinen aus der Region, wie zum Beispiel von der Bürgerinitiative Saubere Luft und auch von zahlreichen Anwohnern.

Auf der Gegenseite im Streit um den Bau des Kohlekraftwerks steht die Firma Trianel. Ihr Anliegen ist es, das Kraftwerk bis 2016 zu bauen. Den Bau eines Gaskraftwerks lehnt Trianel zwar nicht grundsätzlich ab, setzt aber weiterhin auf eine Genehmigung für die Kohlevariante. Im vergangenen September hatten sich Antragsteller und Projektgegner im Seidenweberhaus zu einer siebentägigen Erörterung auf Einladung der Bezirksregierung Düsseldorf getroffen, die Genehmigungsbehörde ist. Diese prüft alle eingereichten Unterlagen.

Ulrich Grubert erhofft sich eine baldige Lösung. „Wir nehmen zurzeit eine wartende Stellung ein. Wir haben mit unserem Protest den Bau des Kohlekraftwerks erheblich verzögert. Dies stimmt uns optimistisch“, sagt er. Für Anfang Dezember war ursprünglich die Grundsteinlegung des Kohlekraftwerks geplant. Der Niederrheinische Umweltschutzverein hat bereits einen großen Granitstein mit der Inschrift „Gaskraftwerk“ für das Gelände, auf dem der Bau des Steinkohlekraftwerks geplant ist, anfertigen lassen.

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