Kommandeuse darf sich jetzt Oberst nennen

Ob Stadtwaldhaus, Goldener Hirsch, bei Gietz, im Raphaels- oder im Pfarrheim: Es wurde geschunkelt und gelacht.

Krefeld. Aufgeregt steht Heike Krouß auf der Bühne. Mit einem leichten Zittern in der Stimme begrüßt sie das Publikum im prall gefüllten Saal des Stadtwaldhauses - eine Premiere für sie. Denn als neue Kommandeuse des Krefelder Amazonencorps hat sie ihren ersten großen Auftritt. Doch die Feuertaufe besteht sie mit Bravour - mit Charme und mit den Amazonen, die nicht nur beim Uniformappell, sondern auch als Skihasen eine gute Figur machen.

Die Angst nimmt ihr aber auch das Kinderprinzenpaar aus Verberg. Prinz Alexander I. und Prinzessin Tabea I. erobern im Sturm den Saal. So gesteht seine Durchlaucht, dass er etwas mit Heike Krouß gemeinsam hat: Sein Herz klopft, er schwitzt - aber nur aus Angst, mitreiten zu müssen.

Die Amazonen versetzen an diesem Tag Berge. Da wird das Stadtwaldhaus zum Hülser "Berch" und der zum Skigebiet. Das lassen sich auch Waltraud, gespielt von Heike Krouß, und Mariechen alias Dagmar Schobert nicht entgehen. Als letztere im Publikum auftaucht, ist das Gelächter groß. Denn Mariechen ist eher eine alte Marie - mit lila Rock, Oma-Hut und Pelzmantel. Ganz klar, der Senioren-Skiklub ist auf Reisen.

Es ist ein Abend voller guter Laune, aber ebenso der Auszeichnungen und Geschenke. Die haben auch das Krefelder Prinzenpaar Christian I. und Ursula IV. mitgebracht. Doch nicht nur für Heike Krouß ist der Abend eine Premiere. Gleich vier neue Mitglieder der Amazonen werden zum Fähnrich befördert: Dr. Larissa Arens, Frauke Herbst, Nil Misirlioglu und Janine Thyssen. Und die neue Kommandeuse darf sich jetzt Oberst nennen.

Mit bissigen Sprüchen leisteten sich die 56-jährige Gerda und die elfjährige Eileen ein Wortgefecht der Extraklasse. Die beiden Oppumer, wirklich Großmutter und Enkelin, trugen in einer Büttenrede auf der Galasitzung der KG Oppumer Klante einen Generationenkonflikt auf Platt aus. "Du musst die E-Mail am Computer öffnen", erklärt das junge Mädchen - erfolglos. Die Oma findet zu den technischen Neuheiten nur wenig Zugang. "Ech mod och noch de Computer opmake? Lott mech met dä Zukunftsdriet en roh, ech schrief liewer met de Hank."

Erstmals wurde die Galasitzung mit der Damensitzung zusammengelegt. Rund 120 begeisterte Karnevalisten feierten gemeinsam und ließen sich im Saal der Schutzengelpfarre unter anderem von DJ Ralli zum Mitschunkeln animieren. Ein Highlight des Abends war neben der Büttenrede die Travestieshow von Miss Patricia und Belinda Chanell. Die beiden Männer, verkleidet in pompösen Frauenkostümen, parodierten bekannte Künstler und schminkten sich zum Höhepunkt der Show auf der Bühne ab. So wurde die Verwandlung von der Frau zum Mann perfekt inszeniert.

Die Konventstraße ist am Samstagabend leergefegt. Nur aus dem Goldenen Hirsch tönt das Lachen von rund 300 Hülser Jecken. Bei den "Nette stölle Jonges" ist die Stimmung prächtig. Als Sitzungspräsident Ralf Gitzelmann "81 Kilo Erotik" ankündigt, betritt Vorsitzender Christian May als Muttersöhnchen "Walderich" den Saal. Mit dem Lied "Jede Zelle meines Körpers ist sexy" schlufft er mit Taucherflossen zur Bühne. Er wohnt nun nicht mehr bei Mami. Sondern bei Oma, denn die meint: "Du bist nicht doof, du denkst nur anders". Und dass er auch ganz anders kann, beweist er als Atze und bringt das Publikum mit "Das geht ab!" in Stimmung.

Für Urlaubsstimmung sorgt die Gesangseinlage des Doppelquartetts. Die Mitglieder präsentieren romantische Lieder aus dem Karneval in Venedig, heiße Rhythmen aus Rio und natürlich auch närrische Töne vom Niederrhein. Und da die Mitglieder ihren Jecken dieses Jahr auch Tanzmariechen bieten wollten, aber Wert auf Eigengewächse legen, müssen die Herren selbst ran: Und so schwingen sie höchstpersönlich mit blonden Perücken ihre Männerbeine zu "Wenn nicht jetzt, wann dann?".

Im St. Raphaelsheim feiern am Samstagabend mit den "Fidele Jröine Jonges" drei Generationen gut gelaunt zusammen. Unter den 170 Zuschauern befindet sich auch Ehrengast Pater Julius vom Kapuzinerkloster, der Leiter des Raphaelsheims. Mit der Kindergarde KK Stahldorf zieht das Stahldorfer Kinderprinzenpaar Jan-Lucas II. und Xenia I. ein. Diese verkündet: "Mit meinem Prinz bin ich bereit, mit euch zu feiern in der Karnevalszeit." Und dass der Prinz tatsächlich gerne mitfeiert, beweist er als Tanzmajor zwischen den Mariechen.

Herzlich empfangen wird auch das Krefelder Prinzenpaar Christian I. und Ursula IV. Sitzungspräsidentin Birgit Meller versucht der Prinzessin zu entlocken, wie man seinen Mann dazu bewegt, Prinz zu werden. In diese geheimen Überredungskünste wollte Ursula IV. die Sitzungspräsidentin aber nicht vor den Männern im Saal einweihen. Highlight ist der elfjährige Roman Koenen als Schüler in der "Nachprüfung". Auf die Frage des Prüfers "Alter?" antwortet er keck: "Stephan Koenen." Auch in Physik kann er glänzen. Stephan Koenen, der Lehrer, fragt ihn nach einer Erklärung, warum sich bei Kälte alles zusammenzieht. Roman: "Wie bei den Ferien. Die dauern im Sommer sechs Wochen, aber im Winter nur zwei."

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