Klinikum: Helios startet die Sanierung

Für die Chefs des privaten Krankenhausträgers gehören hohe Investitionen, aber auch Kündigungen zum Neuanfang.

Krefeld. "Bringt mich bloß nicht ins Klinikum Krefeld!" Mit einem derart beschrifteten Zettel in der Tasche haben einige Krefelder Vorkehrungen getroffen für den möglichen Notfall. Alles besser als im Haus am Lutherplatz behandelt zu werden? So jedenfalls eine verbreitete Meinung.

"Wir aber wollen, dass die Leute künftig einen Zettel dabei haben auf dem steht: Bringt mich unbedingt ins Klinikum. Denn da erhalte ich die qualitativ beste Behandlung", wünscht sich Dr. Francesco de Meo, Chef der Helios Kliniken GmbH. Zusammen mit seinem Geschäftsführer-Kollegen Uwe Klingel hat er die Sanierungspläne vor gut zwei Wochen gestartet, nachdem Helios die Städtischen Krankenhäuser Krefeld zu 74,9 Prozent übernommen hatte.

Derzeit werden das Klinikum sowie das Cäcilien-Hospital in Hüls einer genauen Analyse unterzogen. Es sollen Strukturen und Personal angepasst sowie Qualitätsstandards vereinheitlicht werden, um das Ziel der Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Dabei setzt Helios auf Transparenz - nach außen und innen. So können Mediziner auf Behandlungsergebnisse ihrer Kollegen zurückgreifen und vergleichen. Zudem werde sich standortübergreifend ausgetauscht zwischen medizinischen Entscheidern und Geschäftsführung, nennt De Meo einige Größenvorteile.

"Gleichzeitig helfen die veröffentlichten Zahlen den Patienten bei ihrer Wahl", wo und vor allem wie sie behandelt werden möchten, so Klingel. Denn Helios verfolge eine bestimmte Philosophie: Um Qualität zu leisten - etwa schonendere Operationsmethoden anzuwenden - würden gewisse Erlösdefizite in Kauf genommen. "Bei einer Gallenblasenentfernung 2000 Euro pro Fall", weiß Klingel.

Qualitative Medizin rechne sich langfristig, stelle aber auch hohe Anforderungen - etwa an die Ausstattung. 181 Millionen Euro will Helios in Krefeld daher in den kommenden acht Jahren in die Hand nehmen. Klingel: "Der Sanierungsbedarf bei der Medizintechnik hat mich wie ein Schlag getroffen." Details - welche Abteilungen zusammengelegt, umgebaut oder neu ausgestattet werden - stehen noch nicht fest. Auch, wer die Geschäftsführung vor Ort übernehmen wird, ist nach wie vor offen.

Zu einem Neuanfang gehören für den privaten Träger auch Kündigungen. So stehen nach wie vor alle Verträge mit Dritten auf dem Prüfstand - von Energieversorgern bis Telefonanbieter, mit Ausnahme der DRK-Schwesternschaft. Hier hatte der Aufsichtsrat sein Veto eingelegt. Über die Verwaltungskosten spricht De Meo Dienstagmorgen mit DRK-Oberin Karin Meincke.

Betriebsbedingte Kündigungen hat das Unternehmen bis 2010 ausgeschlossen. Nicht fortsetzen wolle man aber befristete Arbeitsverhältnisse sowie die Zusammenarbeit mit Mitarbeitern in der Probezeit. Großteils. Denn auf Kollegen im OP-Bereich etwa könne nur schwer verzichtet werden. 40 Mitarbeiter sind insgesamt betroffen. Die ersten neun Fälle beantragt Helios noch in dieser Woche beim Betriebsrat.

Übernahme: Helios hat die Städtischen Krankenhäuser Krefeld gGmbH am 28.12.2007 übernommen. Das Klinikum am Lutherplatz ist das fünfte Haus der Maximalversorgung nach Wuppertal, Berlin-Buch, Erfurt und Schwerin.

Träger: Die Helios-Kliniken-Gruppe gehört seit 2005 zur Fresenius SE und ist inzwischen einer der größten und medizinisch führenden Anbieter von stationärer und ambulanter Patientenversorgung. Mit dem Klinikum Krefeld befinden sich heute 60 Kliniken in der Hand von Helios. Der private Träger beschäftigt rund 30000 Mitarbeiter und rechnet mit einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro für 2008.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort