Internationaler Museumstag Kinder übernehmen die Burg Linn

Constantin (12) und Alessandro (13) boten eine spezielle Führung zum Museumstag an.

Internationaler Museumstag: Kinder übernehmen die Burg Linn
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Seine dicken roten Ordner mit allen Texten über die Burg Linn braucht Alessandro nicht mehr, schnell bringt er ihn vor der Führung noch weg. Gemeinsam mit Constantin (12 Jahre) wird der 13-Jährige Kinder und auch einige Erwachsene durch die Burg führen. Den kleinen exklusiven Kreis mit grünem Bändchen am Handgelenk begrüßen die beiden professionell auf der Brücke über dem Burggraben.

Die ersten Erklärungen gibt Constantin im Eingangsbereich, dem Zwinger. „Früher war das hier nicht so freundlich gestaltet,“ sagt er. Schließlich mussten die Burgbewohner an dieser empfindlichen Stelle alle Möglichkeiten zur Abwehr ungebetener Gäste ausnutzen. Anschaulich erläutert der Junge an diversen Stellen des Burgeingangs, wie man dies im Mittelalter machte. Kaum ist er mit seinen Ausführungen fertig, übernimmt Alessandro die Regie und fordert die Gruppe zum Weitergehen auf.

Constantin (12 Jahre)

Im unteren Rittersaal kommen die großen Bauphasen von Burg Linn an die Reihe. Die Bilderfolge nutzen die beiden zur Illustration ihrer Ausführungen. Doch es sind keineswegs nur Monologe, mit denen die beiden ihre Führung gestalten. Da wird auch gefragt: „Wisst ihr eigentlich, wie der Hügel heißt, auf dem die Burg steht?“ Den Begriff Motte kennt jedoch keiner. Dann fordern sie ihr Publikum auf, zu beschreiben, was sich zwischen zwei bestimmten Baustadien geändert hat. Im Sprint geht es anschließend durch den Saal zur Burgkapelle, wo die Kinder etwas über die Nischen in der Wand erfahren und kurz geschildert bekommen, dass hier auch die Knappen zum Ritter geschlagen wurden.

Aus dem Saal spaziert die Gruppe hinaus auf den Wehrgang mit der klaren Ansage: „Wir sammeln uns erst mal auf der Mitte, da erzähle ich was.“ Und dort angekommen, erfahren die Zuhörer etwas über die Schießscharten und den Sinn ihrer typischen Form. Vor dem Eintritt in den Bergfried bekommt die Gruppe genaue Hinweise über das sichere Gehen auf der Treppe in dem historischen Gemäuer.

Den Alltag auf der Burg im Fall einer Belagerung machen die jungen Führer in der untersten Stube deutlich. Ganz Praktisches, was diejenigen brauchten, die sich dorthin geflüchtet hatten, erklärt Constantin. Um Essen zu kochen, gibt es in einer Nische einen Platz für ein offenes Feuer. Gegen den Durst half der tiefe Brunnen auf der anderen Seite des Raumes. Constantin leuchtet mit seiner Taschenlampe in das tiefe dunkle Loch hinein, das noch weiter hinunter reicht als das Verlies. „Und wenn man gegessen und getrunken hat, dann. . .?“ Zögern bei den Kindern, so dass er seine Frage selber beantwortet: „ . . . dann braucht man eine Toilette.“ Er zeigt das historische Plumpsklo in der Wand und sagt: „Ihr könnt euch alle mal drauf setzen.“ Doch niemand wagt es.

Weniger Berührungsängste haben die Kinder dagegen später in der Waffenkammer. Ganz wie die Profis in einem Museum zieht Alessandro weiße Handschuhe an, um historische Waffen vorzuführen. Natürlich erklärt er, weshalb das nötig ist. Dann macht er mit einem Bihänder-Schwert die Runde und jedes Kind darf einmal an den vorher genau erklärten Stellen die Waffe anfassen. Mit großer Aufmerksamkeit sind die Burgbesucher bei der Sache, da besteht keine Sekunde eine Gefahr, dass sich jemand an dem Schwert oder durch den echten Morgenstern verletzen könnte. „Nicht schlenkern, dann hat der Nachbar das auf der Nase.“

Fast wie beim Abendmahl stehen die Kinder andächtig, die Hände als Schale geformt, um sich ein kleines Kettenhemd hineinlegen zu lassen. Zum Abschluss der Führung gibt es noch eine kleine Runde außen um die Burg. Da weisen die beiden auf weitere Toilettentüren in der Wand hin, auf einen wetterfesten Wachstand am Wehrgang und auch das Baumaterial an der Palasmauer wird erklärt. Wie die Profis beenden Alessandro und Constantin auf der Brücke über den Burggraben nach gut einer Stunde ihre Tour, die sie sehr souverän gestaltet haben. Nicht nur die Museumspädagogin Larissa Konze kann mit diesen Nachwuchs-Burgführern sehr zufrieden sein.

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