Neue Berufswelt Keine festen Arbeitsplätze: Krefelder Stadtmarketing arbeitet nach dem Büro-Prinzip „Open Space“

Klassische Büroaufteilung und Büroorganisation sucht man hier vergebens.

Neue Berufswelt: Keine festen Arbeitsplätze: Krefelder Stadtmarketing arbeitet nach dem Büro-Prinzip „Open Space“
Foto: abi

Krefeld. Das Stadtmarketing arbeitet tatkräftig am Krefelder Perspektivwechsel. Das Team um Fachbereichsleiter Ulrich Cloos lädt die Krefelder immer wieder ein, ihre Stadt aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten — und ihre Stärken zu erkennen. Krefeld ist reich an Architektur, Grün, Innovationen und Kreativität. Ein Beispiel dafü ist das neue Samtweberviertel, das rund um die alte Samtfabrik an der Lewerentzstraße entsteht. Sie ist Denkfabrik und kreative Ideenschmiede — und seit rund einem dreiviertel Jahr auch Sitz des Stadtmarketings.

Klassische Büroaufteilung und Büroorganisation sucht man hier vergebens. Ulrich Cloos und sein Team praktizieren hier selber einen Perspektivwechsel. Anstelle klassischer Strukturen mit festen Arbeitsplätzen wurde hier das Konzept des Open Space verwirklicht. In dieser modernen Form des Großraumbüros haben die Mitarbeiter keinen festen Arbeitsplatz mit Computer mehr, sondern nur noch einen eigenen Rollcontainer mit den notwendigen persönlichen Unterlagen und Büroartikeln. Jeden Morgen beginnt hier aufs neue die „Reise nach Jerusalem“. Wo ein Platz frei ist, nimmt ein Kollege Platz. 15 Arbeitsplätze sind an der Lewerentzstraße eingerichtet, derzeit acht Stellen besetzt. So kann es nicht passieren, dass alle Plätze besetzt sind.

„Wenn ich als Letzter ins Büro komme, muss ich den Schreibtisch nehmen, der übrig ist“, erklärt Cloos teils amüsiert, teil ernst. Hierarchie und Leitungsfunktion spielen keine Rolle mehr. Da sitzt auch schon mal der Chef neben einem Praktikanten. „Arbeiten auf Augenhöhe“, beschreibt das Cloos. Das verstärke die Flexibilität und Kreativität und fördere die Teamarbeit.

Einen Drucker pro Raum gibt es nicht mehr, nur noch ein zentrales Multifunktionsgerät. Mithilfe eines personifizierten Sticks kann das zuvor vom PC gesendete Schriftstück auf Abruf ausgedruckt werden. „Bewegung tut gut“, erklärt Cloos den Ansatz. Sportmöglichkeiten für die Pause, wie anderenorts, sucht man hier jedoch vergebens.

Der Wunsch nach diesem modernen Bürokonzept in der alten Samtfabrik sei aus dem Team gekommen, sagt Cloos. „Wenn das Stadtmarketing selbst in einem Umbruch-Prozess ist, macht eine Verortung in einem kreativen Umfeld mehr Sinn.“ Dazu ist das Samtweber-Viertel mit seinen unterschiedlichen Milieus, großer Kreativität und dem Umbruch genau der richtige Ort. Dazu passt die neue Arbeitsweise des Stadtmarketings.

Das Unternehmen Apple im amerikanischen Silicon Valley ist Vorreiter dieser Vision des Büros der Zukunft gewesen. Längst haben es Lufthansa, Commerzbank wie auch die Firma Canon in Fichtenhain und Interface im Mies-van-der-Rohe-Businesspark nachgemacht. Alles Wirtschaftsunternehmen.

Dass dieses Beispiel moderner Arbeitswelt aber auch in der Verwaltung praktikabel ist, macht Krefelds niederländische Partnerstadt Venlo vor. Das moderne Rathaus dort arbeitet ausschließlich nach dem Prinzip des Open Space. Bis auf die Bereiche, in denen personenbezogene, vertrauliche Daten bearbeitet werden, gibt es dort nur offene Großraumbüros ohne feste Arbeitsplätze. „Alles ist offen, alles ist transparent“, erzählt Cloos.

„Vor zwei Jahren, bei der Vorstellung des Konzeptes, gab es noch große Vorbehalte bei Mitarbeitern und im Personalrat.“ Im engen Kontakt habe man das Konzept entwickelt. Im vergangenen September ist das Stadtmarketing umgezogen. „Schon nach einem Monat fanden die Kollegen es super“, sagt Cloos.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort