Kein Tunnel: Molche im Eimer

Die 60.000 Euro für einen artgerechten Durchlass in Linn reichen nicht aus. Die Tiere müssen eingesammelt werden.

Krefeld. Die Kammmolche werden die Kurkölner Straße in Linn auch in Zukunft im Eimer überqueren. Wenn es jetzt langsam wärmer wird und die Amphibien bei etwa acht Grad Celsius aus dem Winterquartier kriechen und ihre Wanderung zu den Laichplätzen starten, muss Triturus cristatus, der Kammmolch, also weiterhin auf fremde Hilfe bauen.

Freundliche Leute tragen die kleinen Tiere von Nord nach Süd und umgekehrt, je nachdem, wohin sie wollen. Den kleinen Wasserdrachen einen eigenen "Amphibientunnel mit Leiteinrichtung" zu bauen, hat sich jetzt als zu teuer herausgestellt.

Zur Geschichte: 2002 wurde mit den Arbeiten zur Euroga in Krefeld das größte bis dato gefundene Kammmolch-Aufkommen in Europa entdeckt. Rund 5.000 Tiere, die auf der roten Liste für Artenschutz als gefährdet eingestuft sind, leben im Gebiet der Burggräben, von Latumer Bruch und Kurkölner Straße. Es ist nun als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet ausgewiesen.

Um die Tiere bei ihrer Wanderung über diese Linner Straße vor dem Fahrzeugverkehr zu schützen, machen sich engagierte Mitglieder der "Bürgeraktion Baumschutz Krefeld" (BBK) seit 2004 für die Tiere stark. Sie bauen im Frühjahr Fangzäune und sammeln die dämmerungs- und nachtaktiven Molche dort auf, um sie sicher über die Straße zu bringen. Das bedeutet täglich einen mehrstündigen Einsatz über rund zwei Monate hinweg.

Da dies Jahr für Jahr kaum zu bewältigen ist, wurde der Tunnel unter der Kurkölner Straße geplant. Die Molche sollten selbstständig wandern können. 60.000 Euro waren hierfür veranschlagt; ein entsprechender Eigenanteil der Stadt von 12.000 Euro bereits im Haushalt verankert. Die restlichen 48.000 Euro wollten Land und EU finanzieren. Doch mit 60.000 Euro haben die Verantwortlichen wohl viel zu niedrig gerechnet.

Ein Gutachter hat festgestellt, dass ein artgerechter Durchlass mit zwei kastenähnlichen Durchgängen und 350 Metern Länge, der auch einige Jahre Bestand hat, zwischen 120.000 und 150.000 Euro verschlingen und somit viel teurer wird. Ein Problem dabei ist, dass für den Tunnelbau sowohl der zur Entwässerung des Latumer Bruchs dienende Lohbruchgraben als auch zwei Versorgungskabel verlegt werden müssten.

Fazit der an der Planung beteiligten Fachleute: Dieser Betrag stehe in keiner Relation zu den durchschnittlichen Fangzahlen an der Kurkölner Straße. Gespräche, den Betrag angesichts leerer Stadtkassen zu drücken, sind gescheitert.

Elke Steffens von der Bürgeraktion Baumschutz kann diesen sechsstelligen Betrag kaum glauben. "Es gibt in Deutschland einige Beispiele für Amphibientunnel, die viel günstiger sind", sagt sie. Also werden die engagierten Bürger der Aktion auch weiterhin dabei helfen, die kleinen Drachen sicher im Eimer über die Straße zu bringen.

Sie bekommen diesmal tatkräftige Hilfe von Mitarbeitern des Fachbereichs Grünflächen.

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