Karneval am Wochenende: In den Sälen geben die Jecken den Ton an

Bei den Rosa Jecken im Stadtwaldhaus geht es ohne Aufwärmphase hoch her. Putzfrau Achnes erzählt beim Bockumer Sängerbund von ihrem Erwin.

Rosa Jecken

Zum närrischen Jubiläum, ihrem elften Geburtstag, veranstaltete die KG Rosa Jecken Krefeld 2001 ein besonderes Fest. Da sie nicht genügend Plätze auf ihrer Sitzung bieten konnten, „erfanden“ die Rosa Jecken eine Jubiläumsfete — die 1. Krefelder Sitzungsparty.

Bunt gemischt für das maskierte Publikum: Sitzungsprogramm, Live-Musik, Schunkeln, gemeinsames Lachen und Schwatzen an vielen Stehtischen, die man in den Räumlichkeiten des Stadtwaldhauses aufgestellt hatte. Nur vor der Bühne und am Rand einer Tanzfläche gab es Sitzgelegenheiten. Aber auch hier saß kaum einer ruhig, denn die Bigband der Prinzengarde Mechernich sorgte gleich für die richtige Stimmung.

Die Party startete im vollen Saal ohne Aufwärmphase. Mister Me, der Bauchredner mit seinem Opa Oskar als Handpuppe, nahm die Zipperlein der Älteren aufs Korn. Da „klemmte die künstliche Hüfte im dritten Gang“, das Navi meldete jedes Mal, wenn der Fahrer an einem Friedhof vorbei kam „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ und das künstliche Gebiss wurde zu „AOK-Kastagnetten“.

In der bewährten Mischung aus Musik und Tanz auf der rosa angestrahlten Bühne ging es durch die närrische Geburtstagsfeier. Die Jubiläums-Tanzgarde 1878, der Entertainer Siggi Rose, das Thorrer Schnauzer-Ballett und die Cover-Band Kolibris brachten Schwung in das Stadtwaldhaus. Den Höhepunkt brachte die KG Rosa Jecken gegen Mitternacht mit ihrer Travestie-Revue Double Face selbst auf die Bühne. gmk

Wenn ein Gesangsverein zur Karnevalssitzung einlädt, gehört es schon zum guten Ton, dass der Herr Präsident selber singt. Da war Karl Müller ganz in seinem Element, wie er es beim Besuch des Krefelder Prinzenpaares Tobias I. und Nina I. bewies. Musik wurde am Samstagabend im Seidenweberhaus auch in höchste Akrobatik umgesetzt, so dass man nur noch über die Wurf- und Flughöhen der Mariechen vom Tanzkorps Kölner Rheinveilchen staunen konnte.

Achnes Kasulke, die letzte deutsche Putzfrau, holte das Publikum in die Niederungen des Alltags. Nicht nur die Erlebnisse mit ihrem Gatten Erwin, auch ihre komödiantische Choreografie sorgte für neue Lachfalten. „Erwin, ich möchte, dass du mich mal ausführst, wo et teuer is!“ „Steig ein, wir fahren tanken!“

Obwohl es laut Müller gegen die Regeln für eine gute Sitzung verstieß, folgte auf diesen Auftritt wieder ein Damen-Solo. Aber da gab wohl jeder nach wenigen Takten dem Präsidenten Recht. Ulrike Oostermann imitierte Sängerinnen und Sänger, dass man aus dem Staunen nicht herauskam.

Plötzlich stand Mireille Mathieu auf der Bühne, dann sangen Louis Armstrong und die Callas ein Duett, Janis Joplin mit den Takten ihres letzten Songs in Woodstock — nach dem Zustand der Stimme — und als Kontrast ein Heintje-Lied! Oostermann bot karnevalistische Unterhaltung in Perfektion. Für ihren ersten Auftritt in Krefeld muss man dem Sängerbund ein Loblied tirilieren!

Natürlich war auch der weitere Abend mit den Dröpkes, Christian Pape und Uli Teichmann und der getanzten Bühnenshow des Koblenzer TSC „Rheinfeuer“ sehenswert. gmk

Die Närrischen Gartenzwerge 1963 Krefeld haben am Samstag zur Prunksitzung in den Fischelner Burghof geladen. „Es dürften heute Abend um die 240 Jecken hier sein“, sagt Harald Ball, Mitglied bei den Zwergen.

Fünf lange Tischreihen durchziehen den Festsaal der Gaststätte Gietz. Zum Auftakt bringt die Tanzgarde Stimmung in den Festsaal. Als Dank erhält jedes Tanzmariechen ein Präsent von dem Sitzungspräsidenten Helmut Hannappel. Als nächstes steht „Der Lustige Rheinländer“ alias Hans-Jürgen Pinter auf dem Programm. Smoking, rote Fliege und schwarze Hornbrille sitzen. „Von weitem wirkt diese Brille besser als meine alte“, sagt er.

Seit 47 Jahren steht er schon auf der Bühne und weiß, wie er ein Publikum fesseln kann. Auf dem Podium angekommen, bringt er den Saal mit seiner Büttenrede zum Lachen. „Ich selber bin mein größter Kritiker. Vorhin war ich auf einer Damensitzung, da hab ich den Saal auf den Kopf gestellt. Hier bin ich jetzt nicht hundertprozentig zufrieden.“

Das Publikum ist da anderer Meinung: „Wieder einmal hat der ,Lustige Rheinländer’ das Eis zum Schmelzen gebracht,“ bedankt sich Hannappel und leitet den nächsten Programmpunkt ein: Die Federhauben-Verleihung an Jürgen Reich-Laskowski. Das volle Programm — mit Gesang von Siggi Rose und allerlei Tanz und Bütt — bringt Stimmung in den Saal. Als großes Finale gibt es zu später Stunde schließlich die Lieder Kolibris. eva

Unter dem Jubiläums-Motto „Helau 5-0 ein Märchen in Blau und Weiß“ begrüßten Prinz Roland II. und sein Gefolge der KG Blau-Weiß Gellep-Stratum rund 200 Gäste zur Karnevals-Festsitzung im Pfarrsaal St. Andreas. Ausgelassen feierten die Narren den Einzug des Tönisvorster Prinzenpaares Melanie I. und Thorsten I. sowie einige Programmpunkte später des Uerdinger Prinzenpaares Anke I. und Thorsten I., die einen Abstecher in den gut gefüllten Saal machten.

Die Vorsitzenden Franz Knops und Mirko Melchiors hatten ein karnevalistisches Programm zusammengestellt, das bis nach Mitternacht unterhielt. Neben dem Bauchredner Rocky, der in sein Programm kurzerhand Prinz Roland einbezog, belustigten die Exprinzenfrauen die Gäste. Musikalische und tänzerische Highlights boten die Tanzgarde Rheinhausen und der Männergesangsverein.

Besondere Überraschung für Prinz und Minister: Ihre Töchter Leoni Kuller, Hanna Kuller und Michelle Beser hatten einen Tanz vorbereitet, mit dem sie das Publikum mächtig beeindruckten. Ein gelungener Abend, der mit der Galasitzung am 4. Februar seine Fortsetzung findet. ku

Am Samstag war es endlich so weit: Das Geheimnis um das neue Hülser Prinzenpaar wurde gelüftet. Susanne II. und Martin I. treten die Nachfolge von Janette I. und Daniel I. an.

Von Anfang an kochte die Stimmung im Heinrichstift, die Filzhüte flogen, die Kilts der Hülsländer wippten im Takt der Musik und anstelle des „Helaus“ schallte immer wieder ein lautes „Breet, Breet, Breet“ gefolgt von „Look, Look, Look“ durch den Saal.

Die ganz im Zeichen der 900-jährigen Hülser Tradition stehende Veranstaltung fand schnell ihren Höhenpunkt, als das neue Prinzenpaar seine Sessions-Orden vom alten Prinzenpaar überreicht bekam. Darauf abgebildet sind sowohl eine Porreestange als auch eine Banane in Anlehnung an die ostdeutsche Herkunft des Prinzen, der Hüls als ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten bezeichnete und rührend davon erzählte, wie er als 19-Jähriger mit lediglich 100 Mark in der Tasche nach Krefeld kam. „Ich finde es schon bemerkenswert“, witzelte Martin I. weiter, „dass ich als 40-jähriger Protestant aus dem Osten Prinz der katholischen Jugend Hüls geworden bin.“ Spätestens mit diesem Satz war er angekommen in den Hülser Herzen.

Ein buntes Programm, bestehend aus akrobatischen Tanz-Vorführungen, Musik und Klamauk rundeten im Anschluss den Abend gelungen ab. dk

Die Ernennung zum Närrischen Ehrenbürger ist ausschließlich verdienten Karnevalisten vorbehalten. Der 35. heißt Klaus Wiewrodt.

Das junge Krefelder Prinzenpaar Tobias I. und Nina I. überreichte ihm gestern im vollbesetzten Oppumer Zeughaus der Prinzengarde die Urkunde, während ihm Anita Krüger, Ex-Prinzessin und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten (AKK), den Orden umhängte. Mit Helmut Hannappel hielt der letztjährige Ehrenträger und erste Vorsitzende der AKK die Laudatio. Er ließ vor den Gästen, darunter die Mitglieder der Prinzengarde und anderer Karnevalsvereine, das Leben des neuen Närrischen Ehrenbürgers Revue passieren.

Der gelernte Restaurantfachmann und Wirt des Dachsbau kam schon im Alter von acht Jahren mit dem Karneval in Berührung — im Blut das karnevalistische Gen und den Humor des Vaters. Seine karnevalistische Karriere demonstrierte der Kappenträger zum Jubel der anwesenden Jecken, indem er der Reihe nach alle ihm verliehenen Narrenkappen verschiedener Vereine aufsetzte.

Ein buntes Programm aus Musik, Tanz und Büttenreden bildete den würdigen Rahmen der Ehrung. Die Große Tanzgarde, das Krefelder Fanfarencorps und die Schmackes Brass Band sorgten für Unterhaltung. Die Uzvögel Michael Wimmers (Der schöne Micha) und Günter Baier stiegen in die Bütt, gefolgt von Ehrenbürger Helmut Höffken (Der Advokat). wop

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