Jungpoet will den Titel in Krefeld

Der Fischelner Henry Kolnsberg tritt als Lokalmatador bei der U20-Meisterschaft im Poetry Slam an.

Jungpoet will den Titel in Krefeld
Foto: Dirk Jochmann

Trotz seiner erst 17 Jahre wirkt Henry Kolnsberg beim Interviewtermin schon ziemlich abgebrüht. Locker posiert er für Fotos, hat zwischendurch immer einen flotten Spruch parat. „Ist das Fahrrad im Hintergrund drauf? Das symbolisiert, dass ich ein sportlicher Typ bin.“ Bist du? „Nee, nicht wirklich.“ Dabei hatte er nur Minuten zuvor zugegeben, dass er mit Blick auf das Wochenende „ziemlich nervös“ ist.

Denn Henry Kolnsberg ist Poetry Slammer, nimmt also an Poesie-Wettbewerben teil. Am Samstag und Sonntag steigt in Krefeld die nordrhein-westfälische U20-Meisterschaft — und Kolnsberg hält als Fischelner am Samstag im zweiten Halbfinale (Jules Papp, 20 Uhr) die Krefelder Farben hoch. „An so einem großen Wettbewerb habe ich noch nie teilgenommen“, sagt der Elftklässler mit etwas Sorge. Doch der Heimvorteil spricht für ihn: „Ich kenne mich hier aus, werde vertraute Gesichter im Publikum sehen. Das gibt mir hoffentlich Sicherheit.“

Johannes Floehr über Henry Kolnsberg

Noch mehr Sicherheit gibt ihm die Unterstützung von Johannes Floehr. Der 26-Jährige ist der bekannteste Poetry Slammer Krefelds, hat auch die Meisterschaft der Jungpoeten in seine Heimatstadt geholt. Und durch verschiedene Workshops an Schulen hat er Henry Kolnsberg kennengelernt. „Er kann Text und Vortrag gut kombinieren, was beim Poetry Slam sehr wichtig ist“, sagt Floehr über seinen Schützling. Durch den Sieg beim Krefelder Schul-Slam qualifizierte sich Kolnsberg für die U20-Meisterschaft und will nun auch auf Landesebene punkten.

Kolnsbergs Texte sind häufig pointiert und witzig, seltener nachdenklich. Manchmal nimmt er Tiere zum Thema, etwa bei „Praktikum als Biene“ oder „Ein Flamingo im Zoo“. Floehr sagt: „Henry schreibt sehr fantasievoll. Er ist durch seine Art aus der Masse herausgestochen.“ All das soll am Wochenende noch besser werden, dafür trainiert Kolnsberg. Er übt, die Kunstpausen bei witzigen Stellen noch besser zu setzen oder seine Stimme zu verstellen, wenn er verschiedene Rollen spricht.

Ansonsten muss er sich aber noch auf die Schule konzentrieren. Zunächst steht am Montag eine Physikklausur an, in zwei Jahren dann das Abitur. Nebenbei ist Henry Kolnsberg an der Gesamtschule Kaiserplatz derzeit der stellvertretende, im kommenden Schuljahr dann der verantwortliche Schülersprecher. Für seine berufliche Karriere ist er noch etwas unentschlossen: Seit seiner Kindheit möchte er Architekt werden. Doch Freunde und Familie legen ihm derzeit einen Beruf im sozialen Bereich nahe. Also vielleicht doch Lehrer? Dann am liebsten im naturwissenschaftlichen Bereich.

Doch das ist alles Zukunftsmusik. Jetzt geht es Kolnsberg darum, sein Halbfinale als einer der besten Vier abzuschließen und sich für das große Finale am Sonntag um 18 Uhr in der Mediothek zu qualifizieren. Kein leichtes Unterfangen. „Henry ist ein guter Kandidat für Krefeld in einem guten Teilnehmerfeld. Das wird sehr spannend“, sagt Floehr.

Als Organisator hofft er, dass es zum Wochenende nicht das beste Sommerwetter gibt, damit Interessierte noch über die Abendkassen zu den Veranstaltungen strömen. Und gleichzeitig möchte Floehr auch Kolnsberg den Druck nehmen: „Das Ergebnis ist zweitrangig. Henry soll sich eine schöne Zeit machen, das Wochenende genießen und nette Kontakte knüpfen.“

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