Krefeld Junge Menschen möchten Mahnmal für Unfallopfer Fiona in Krefeld

Junge Menschen vom Sozialwerk möchten ein Mahnmal für die kurz vor Weihnachten 2017 verunglückte Elfjährige schaffen und ihr Viertel verschönern.

Krefeld: Junge Menschen möchten Mahnmal für Unfallopfer Fiona in Krefeld
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Eine Deutschlandflagge am Baum, im Gras ein kleines Holzkreuz, eine Hand voll Kerzen und einige Kuscheltiere — und das alles in einem ungepflegten Grünstreifen. Die Hauswand dahinter ist beschmiert mit allerlei Graffiti. So sieht der Ort heute aus, an dem kurz vor Weihnachten 2017 die kleine Fiona mit nur elf Jahren von einem Lkw erfasst wurde und tödlich verunglückte. So sieht der Ort aus, den Familie, Freunde und Bekannte zu ihrem Gedenken aufsuchen können. Trostlos.

Für Frank Saternus ist dies kein akzeptabler Zustand. „Es sieht derzeit eher entwürdigend statt würdigend aus“, sagt der Referent für das Sozialwerk Krefelder Christen. Und das möchte er mit seiner Gruppe junger Menschen dringend ändern. „Wir möchten ein Mahnmal und damit eine Möglichkeit des Gedenkens schaffen, die wieder würdevoll genannt werden kann.“

Dafür arbeitet Saternus mit den etwa zehn Jugendlichen und jungen Erwachsenen seines Projektes „Lebensnah“. Jeden Freitag ab 17 Uhr treffen sie sich im Sozialwerk an der Ispelsstraße 81, direkt gegenüber der Unglücksstelle, und kommen jede Woche einen Schritt weiter. Der nächste Arbeitsschritt sind die ersten Entwürfe für eine Plastik oder Skulptur, die sie bis Mitte August erstellen möchten. Danach folgt bis in den September hinein der Bau eines Prototyps — am liebsten aus Metall.

Und dort beginnen die großen Herausforderungen des Teams, das Saternus begleitet: Es braucht Unterstützer, um sein Projekt umzusetzen. Von der Beschaffung der Werkstücke bis zu finanzieller Hilfe, von der Akzeptanz in der Nachbarschaft bis hin zur Politik. „Die Hausverwaltung hat uns signalisiert, dass sie offen für unsere Vorschläge ist. Und Unterstützung aus der Nachbarschaft ist bei uns auch ausdrücklich erwünscht“, sagt Saternus, der die Pläne gemeinsam mit seinem Team in der Bezirksvertretung Süd der lokalen Politik vorgestellt hat.

Neben dem Gedenken an Fiona gibt es noch weitere Themen, auf die Saternus’ Gruppe mit ihrem Mahnmal mit dem Titel „Der tote Winkel“ hinweisen möchte. Einmal das Offensichtliche, also die Gefahr für Radfahrer neben großen Lkw, andererseits aber auch die Nachbarschaft in Lehmheide. „Uns kommt es manchmal so vor, als sei es hier der ignorierte Schandfleck Krefelds. Wir würden gerne dazu beitragen, dort Licht ins Dunkel zu bringen und ein Zeichen für unser Viertel zu setzen“, sagt Frank Saternus weiter.

Dieses Zeichen setzten sie schon jetzt, mit der Arbeit an ihrem Projekt. In diesem geht es Saternus und dem Sozialwerk darum, „junge Menschen, die aus verschiedensten Gründen abseits der Gesellschaft stehen, wieder in die Gesellschaft zu integrieren“. Mit dabei sind Jugendliche und junge Erwachsene, die an psychischen Erkrankungen leiden, häusliche Gewalt erfahren haben oder vorbestraft sind. Durch das Projekt können sie lernen, im Team zu arbeiten. Sie bringen eine Idee zu einem Ergebnis und tun etwas für ihr Umfeld.

„Der große Knackpunkt ist die eigene Motivation. Denn viele junge Menschen suchen keine Hilfe, haben diese schon abgeschrieben. Und wenn sie hier sind, müssen wir stets den Spannungsbogen aufrecht erhalten“, sagt Saternus. Spannend ist es derzeit allemal. Vor allem, wenn man seine Idee in die Welt trägt und um Unterstützung bittet. Dann gibt es am Ende womöglich viele Gewinner.

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