Jugendliche Finder im Ratssaal ausgezeichnet

Mehr als 20 Kinder bekamen am Donnerstag eine Urkunde. Der Grund: Sie haben Wertsachen im Fundbüro abgegeben.

Krefeld. Er hat nicht eine Sekunde gezögert, als da im Schwimmbad plötzlich die 100 Euro vor ihm lagen. Einfach so, ohne Portemonnaie. Ein einzelner grüner Schein. Eigentlich verlockend, sein Taschengeld damit aufzustocken, könnte man meinen. Doch das sieht Muhammed Kiraz (13) ganz anders: "Das Geld gehörte mir ja nicht", sagt er. "Deswegen kam es für mich nicht in Frage, es einfach zu behalten." Also hat er seinen Eltern Bescheid gesagt und das Geld zur Polizei gebracht.

Damit wurde Muhammed zu einem von mehr als 20 ehrlichen Findern, die am Donnerstag im Rathaus ausgezeichnet wurden. Was sie alle gemeinsam haben: Sie haben abgegeben, was sie gefunden haben. Und sie sind höchstens 14 Jahre alt.

"Ihr seid zu echten Vorbildern geworden", sagten Oberbürgermeister Gregor Kathstede und Polizeipräsident Rainer Furth. Um ihr Verhalten zu würdigen, haben sie die Kinder mit ihren Eltern in den Ratssaal eingeladen. Dort bekamen sie eine Urkunde und Geschenke, der Stolz war ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben.

Und sie haben allen Grund, stolz auf sich zu sein: Die neunjährige Marlene Naß etwa dürfte wohl einen Autofahrer sehr glücklich gemacht haben, dessen Schlüssel sie gefunden hat. "Er lag am Schultor vor der Sollbrüggenschule", erzählt sie. "Ich habe ihn dort entdeckt und bin dann mit meiner Mutter sofort zum Rathaus gefahren, um ihn abzugeben."

Regelrecht zum Fundbüro durchgekämpft hat sich Berkant Sengül. Der Elfjährige hat auf dem Weg zum Bus ebenfalls einen Schlüsselbund samt Autoschlüssel gefunden, wusste aber nicht, wo er damit hin muss. "Nach der Schule bin ich dann zum Hauptbahnhof gefahren und habe mich zum Fundbüro durchgefragt." Für ihn war das selbstverständlich: "Ich glaube, dass die Person sich dann sehr gefreut hat."

Eine beachtliche Menge Geld hat Emilia Kaiser (9) auf der Straße gefunden. "Ich war mit meiner Mutter im Auto unterwegs, da habe ich auf dem Bürgersteig ein Portemonnaie liegen sehen", erzählt sie. Exakt 246,49 Euro Bargeld seien darin gewesen. Und auch Emilia hat, genau wie all die anderen ehrlichen Finder, keinen Moment gezögert und die Geldbörse abgegeben. Die Besitzerin hat sogar Kontakt zu ihr aufgenommen und sich mit Süßigkeiten bei Emilia bedankt.

Das unangenehme Gefühl, etwas verloren zu haben, kennt wahrscheinlich jeder. Umso besser, dass es die ehrlichen Finder gibt, die aus dem unangenehmen ein Glücksgefühl gemacht haben.

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