Jugendamt: Zwei Promille sind fast schon normal

Nach Karneval bekommen Eltern auffälliger Jugendlicher Post von der Stadt.

Krefeld. Das Mädchen ist 15 Jahre alt. Mit 2,6 Promille Alkohol im Blut müsste sie eigentlich bewusstlos sein, doch sie kann sich noch artikulieren. „Aufgelöst, durcheinander, voller Weltschmerz“, so beschreibt Jugendamtsleiter Norbert Axnick den Teenager. Dieses Verhalten sei typisch für Mädchen: „Die Jungs haben eher die Einstellung: ,Was soll ich hier? Was wollt ihr von mir?’“

Axnick staunt vor allem darüber, wie massiv sich junge Leute unter 18 Jahren betrinken. „Die Alkoholisierung ist wesentlich stärker geworden.“ 1,5 bis zwei Promille sei bei den Minderjährigen, die Axnick und seine Kollegen einsammeln, keineswegs ein Ausreißerwert. „Das spricht für ein gewisses Training.“

Die Aufarbeitung der Exzesse, die auch in diesem Jahr vor allem am Rande des Verberger Zuges stattgefunden haben, beginnt nach Karneval. Eltern, die ihre Kinder an der Sammelstelle abholen mussten, bekommen Post vom Jugendamt und eine Einladung zum Gespräch. Verpflichtend ist das nicht: „Aber wir haken nach, wenn wir das Gefühl haben, es steckt mehr dahinter als nur ein Ausrutscher.“

Diese Nachlese der Geschehnisse ist für Axnick ebenso entscheidend wie die geduldige Aufklärung der Jugendlichen: „Was wir an Karneval selbst leisten, hat ja nichts mit Prävention zu tun. Das dient nur dazu, die Jugendlichen vor sich selbst zu schützen.“

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