Jugendamt-Team: Sie retten Krefelder Kinder

Vier Mitarbeiter des Jugendamtes greifen bei Hinweisen auf Vernachlässigung und Misshandlung ein.

Krefeld. Der zweijährige Kevin aus Bremen hat bis zu seinem Tod ein Martyrium erlebt. Die fünfjährige Lea-Sophie aus Schwerin ist verhungert und verdurstet. Die gleich alte Talea kam in Wuppertal gewaltsam bei ihrer Pflegemutter ums Leben.

Diese schrecklichen Vorkommnisse haben nicht nur die Bevölkerung alarmiert, sondern auch die Stadtväter. Damit sich in Krefeld derart spektakuläre "Fälle" nicht ereignen, hat die Stadt einen neuen Dienst eingerichtet: Das "Team Kindeswohl Krefeld" (TKK).

Regine Bonse-Bott, Andrea Gradischnik, Christa Straetmans-Grguric und Thomas Kron nehmen am Montag die Arbeit auf. "Es sind alles in der Sozialarbeit erfahrene, handverlesene Kollegen, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen", sagt Dezernent Roland Schneider.

"Das Team ist beim Fachbereich Jugendhilfe angesiedelt. Drei Planstellen hat die Stadt dafür eingerichtet. Das Team wird die Gefährdungsmeldungen zeitnah, sach- und bedarfsgerecht bearbeiten."

Eine wahre Hinweisflut hat es aus der Bevölkerung seit Bekanntwerden der drei genannten Fälle gegeben. Und es sei wichtig, dass Nachbarn und Bekannte die Augen offen, erläutert Gerhard Ackermann, Leiter des Fachbereichs Jugendhilfe: "Wir haben in diesem Jahr 240 Meldungen bekommen.

Davon waren nur 16 unbegründet, 97 Mal wurde eine kostenpflichtige Hilfe zur Erziehung angeordnet und in 21 Fällen war eine begleitende Beratung nötig. Mit den anderen Eltern wurden Gespräche geführt."

Das "Team Kindeswohl" geht allen Meldungen nach. Es kümmert sich um Kinder, die vernachlässigt werden, körperliche Gewalt erleben, häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, seelische Vernachlässigung erfahren, zu oft alleine gelassen werden oder gesundheitlich gefährdet sind.

Fingerspitzengefühl, Erfahrung und auch Bauchgefühl sind nötig, wenn es um die Bearbeitung der "Fälle" geht. "Wir gehen stets zu zweit und melden uns in den betroffenen Familien vor dem Besuch nicht immer an", berichtet Christa Straetmans-Grguric.

"Wir legen Wert darauf festzustellen, dass wir die Kinder nicht aus den Familien nehmen möchten, wenn es nicht erforderlich ist. Wir suchen das Gespräch mit den Eltern und wollen sie unterstützen", so Ackermann und Abteilungsleiter Hans Grebner ergänzt: "Durch die Sensibilität in der Bevölkerung erfahren wir Dinge drei bis vier Jahre früher."

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